Gelsenkirchen. Zum bundesweit 7. Tag der Archive zeigte das Institut für Stadtgeschichte einige Kostbarkeiten aus seinem Bestand. Der Thementag stand unter dem Titel „Frauen, Männer, Macht“ und erinnerte an eine Zeit, in der sich Gelsenkirchen noch „Stadt der Mode“ nannte.

Jung ist Sabine Schwarz, sie trägt ihre dunklen Locken kurz. Ein Jury-Mitglied misst ihre Wespentaille. Ein historisches Foto: Die Düsseldorferin wurde 1959 zur „Miss Gelsenkirchen“ gewählt, als sich Gelsenkirchen „Stadt der Mode“ nannte und eine Textil-Industrie besaß.

Solche und weitere fotografische Kostbarkeiten, dazu Akten, Plakate, Bücher, Broschüren und Stadtfilme zeigte am Samstag das ISG (Institut für Stadtgeschichte) dem Publikum.

Der bundesweit 7. Tag der Archive stand unter dem zum Internationalen Frauentag passenden Thema „Frauen, Männer, Macht“. Führungen lockten durch das ISG im Wissenschaftspark. Über Gelsenkirchens Geschichte kamen die Besucher miteinander und den Mitarbeitern des Archivs ins Gespräch. Außerdem konnte sich die Besucher selbst betätigen, etwa ihr eigenes Familienwappen gestalten, mit echter Gänsefeder und Tinte schreiben oder ihre Ahnentafel erstellen.

Vier Themenschwerpunkte

Das zwölfköpfige ISG-Team um Professor Dr. Stefan Goch legte den Schwerpunkt auf vier Themen für den „Tag der Archive“. Diplom-Archivarin Claire Maunoury (24) erläutert: „Wir stellen Margarethe Zingler vor, den Kampf der ,Heinze’-Frauen’, die Frauen und Frauenarbeitsplätze in Gelsenkirchens Textilindustrie sowie (als Kontrast) die Grafen von Westerholt.“ Margarethe Zingler (1885-1973) war eine Verfolgte des Nazi-Regimes und engagierte sich nach der Gründung der Bundesrepublik sozialpolitisch.

Besonders die „Heinze“-Frauen beschäftigten die ersten Besucher um 10 Uhr. „Ich habe das Anfang der 1980er-Jahre selbst miterlebt und mich daraufhin politisch engagiert“, so eine Dame, die anonym bleiben möchte, „immer, wenn ich Heiner Geißler sehe, muss ich daran denken, wie wir – auch durch den Kampf der Heinze-Frauen motiviert – nach Bonn gefahren sind und demonstriert haben. Geißler war damals Familien- und Frauenminister.“

Eindrucksvolle Plakate aus der Vergangenheit

Trotz des tollen Frühlingswetters kamen viele Besucher ins ISG, darunter Elisabeth Hummelt aus Buer und ihre Freundin Hanna aus Gladbeck. Hummelt: „Wir interessieren uns für Geschichte, da ist so ein Tag im Archiv richtig spannend.“ Eindrucksvoll waren die Plakate aus Jahrzehnten Frauenkampf für gleiche Rechte und gleichen Lohn. Das Plakat aus den 1920er-Jahren dürfte in seiner Strenge und futuristischen Symbolik Fritz Lang („Metropolis“) begeistert haben. Solche Schätze gibt es im ISG zu bewundern, nicht nur sämtliche Trägerinnen des Titels „Miss Gelsenkirchen.“