Gelsenkirchen. Die Tauschbörse im Gelsenkirchener Leserladen war fest in Seniorenhand. Rund 70 Sammler trafen sich vormittags in der Ahstraße, um doppelte gegen fehlende Bilder zu tauschen. Alle führten Listen mit den fehlender Sammelbildnummern mit.

Schon wieder der Nordstern-Park! Den habe ich doch schon viermal. Als Sammler von Panini-Bildern braucht man eine gewisse Leidensfähigkeit. Es fehlen nur noch wenige Bilder, aber in den geöffneten Tüten stecken immer nur Aufkleber, die man schon mehrfach hat. Gestern gab es Abhilfe im WAZ-Leserladen Gelsenkirchen.

70 Sammler kommen mit Stapeln von Panini-Bildern, schon nach Nummern geordnet und mit Gummiband fixiert, und sorgfältig ausgearbeiteten Listen, auf denen steht, welches Bild noch fehlt. Stehtische, der Stromkasten vor dem Leserladen, Sitzflächen von Rollatoren, die blanke Hand dienen als Tauschfläche. Vor und im Leserladen stehen Tauschgruppen, gleichen mit konzentrierten Blicken die Häufchen mit Doppelten ab. „Muss ich mich hier anmelden?“, fragt eine Sammlerin und zieht ein gefaltetes Blatt aus der Einkaufstasche.

Mechtild Weimann (42) sammelt, weil sie das Thema Ruhrgebiet interessiert und hat eine ausgedruckte Excel-Tabelle mit. „Wir müssen ja gucken, wo wir bleiben“, lacht sie. Ihre Tauschpartnerin Dorothea („aber nicht den vollen Namen“) ist für den zwölfjährigen Sohn gekommen, der in der Schule ist. Am Abend zuvor erstellten die Eltern am Computer eine Liste mit fehlenden Bildern, um das Tauschgeschäft zügig abzuwickeln.

Apropos Hilfsmittel. Vor Hans-Georg Schmeckmann (77) steht eine Schwammdose auf dem Tisch. Ab und zu feuchtet er darin Daumen und Zeigefinger an, damit die Bilder beim Durchsehen besser kleben bleiben. Bertold Schraa (67) drückt seine Kiste mit den Doppelten Sonja Schwarzer in die Hand: „Die schenke ich Ihnen.“ Seine Sammelmotivation? „Ich bin geborener Gelsenkirchener und mit dem Ruhrgebiet verhaftet. Für mich sind die Panini-Bilder ein Stück Heimatverbundenheit.“

Für Kollegen in Leipzig und Lübeck

Die Tauschbörse ist fest in Seniorenhand, doch manchmal nähern sich die Lebenswelten von Großeltern und Enkeln. Tobias (8), der mit seiner Oma zum Tauschen gekommen ist, weil er schon schulfrei hat, kennt das Panini-Album in- und auswendig. Der stolze Besitzer zweier Alben weiß, dass es das Bild „Villa Hügel“ zwar auf dem Cover, aber nicht im Sammelalbum gibt.

Auf dem Stromkasten vor dem Leserladen führen Christiane Gerkemeier (72) und Klaus Porsch (73), über den wir in der Panini-Auftaktgeschichte berichteten, ihre Tauschaktion durch. Porsch wird später zufrieden auf dem Fahrrad gen Buer strampeln: „Alles komplett.“ Für seine Sammelkollegen in Leipzig und Lübeck hat er die Bilder zusammen.

Auch von jenseits der Stadtgrenzen gab es großes Interesse an der Tauschbörse. E-Mails gingen in der Redaktion ein mit der Frage, ob die Tauschbörse im Leserladen für alle offen sei.

Eine Erinnerung zum Weitergeben an die Kinder

Arthur Assmann ist aus Essen angereist. Während seines viermonatigen Krankenhausaufenthaltes mit anschließender Reha seien die Paninis eine „gute Beschäftigung“ gewesen, erzählt er. Für die Fahrt in die Nachbarstadt hatte er sich einen Pullover in Schalke-Blau angezogen und ist „natürlich“ auf einen echten Schalke-Fan gestoßen. Peter Dremschak, von Kopf bis Hüfte in Schalke-Blau, findet, „dat die Paninis mal ‘ne gute Idee sind“. Für den Gelsenkirchener ist das Sammelalbum „eine Erinnerung, die man gut an die Kinder weitergeben kann“.

Für Bertold Schraa ist das Panini-Sammelalbum ein Symbol für die Verbundenheit, die er mit Gelsenkirchen fühlt. „Die informativen, kurzen Texte unter den Bildern gefallen mir, weil sie das wiedergeben, wofür das Ruhrgebiet steht.“ Getauscht hat er heute nicht, nur seine Doppelten verschenkt. Auch dafür steht das Ruhrgebiet: ein großes Herz.

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