Gelsenkirchen. Egal ob sie aus Rumänien, Bulgarien, Rumänien oder Polen kommen, an der Hauptschule Am Dahlbusch in Gelsenkirchen-Rotthausen lernen Zuwanderkinder gemeinsam Deutsch. Und sie sind mit großer Begeisterung dabei.

Armando, Monika, Samuel und die anderen haben einen weiten Weg hinter sich. In ihrem jungen Leben haben sie mehr über Länder, Sprachen und Gesellschaft gelernt als ein Schulbuch es ihnen vermitteln kann. Und doch sitzen sie hier. Zusammen in einem fremden Land. Getrennt in der Sprache, vereint in dem Willen, eine neue zu lernen.

Sie sind mit ihren Eltern aus Ländern wie Bulgarien, Rumänien oder Polen nach Deutschland gekommen. Hier sollen sie nun zur Schule gehen. Ohne die deutsche Sprache geht das nicht. Seit ein paar Monaten besuchen sie deshalb die Interkulturelle Förderklasse (IFö) 5b an der Hauptschule Am Dahlbusch.

Schüler kommen gerne

Ihr Klassenlehrer Claus Wiesenthal teilt ihnen eine Aufgabe aus – sofort machen sich die Elf- bis 13-Jährigen an die Arbeit. Sie sollen farbigen Blättern die deutschen Begriffe zuorten. Sie sind ehrgeizig, helfen sich gegenseitig – auf Deutsch. „Dass die Kinder hier lernen wollen, merkt man sofort“, sagt Wiesenthal, der seit November in Rotthausen ist. „Ich versuche, eine möglichst gute Unterrichtsatmosphäre zu schaffen“, sagt er. Die Schüler kommen offenbar gerne: Manche nehmen weite Wege auf sich. „Monika kommt jeden Morgen aus Wanne – sie steht genauso früh auf wie ich.“

Schwieriger sei die Betreuung in den Alphatebetisierungsklassen. „Da sitzen teilweise 17-Jährige – dass die andere Interessen haben, als Buchstaben zu malen, ist klar“, sagt Schulleiter Gernot Samsel.

Konflikte der Heimatländer spielen keine Rolle

Heute stehen Deutsch und Geschichte auf dem Stundenplan der IFÖ 5b. „Aber eigentlich ist jedes Fach irgendwie „Deutsch“ – nur mit einem anderen Thema“, sagt Samsel. Durch die Stadt-Förderung konnten für 10.000 Euro Bücher im Bereich ,Deutsch als Zweitsprache’ angeschaffen werden. Das hilft. Ziel sei es, dass die Kinder nach maximal zwei Jahren in der IFö-Klasse in eine Regelklasse wechseln können. Dabei gibt es auch extreme Positivfälle: Drei Mädchen, die ohne Deutschkenntnisse kamen, stehen kurz vor ihrem Hauptschulabschluss. „Eine Leistung als würden sie das Abitur machen“, sagt Wiesenthal. Der Klassenlehrer betreut seine Schützlinge meistens mit Unterstützung einer zweiten Lehrkraft. Dabei steht die sprachliche, aber auch die erzieherische Individualbetreuung im Vordergrund. So erklärt Lehrerin Kristine Gerner: „Nein Murat, das geht nicht. In Deutschland darf man nicht mehrere Frauen heiraten.“

Die unterschiedlichen Sozialisationen sind spürbar, auch dass manche Kinder aus ärmlichsten Verhältnissen geflohen sind. „Konflikte aus den Heimatländern merken wir aber nicht“, sagt Wiesenthal. Was die Kinder eint, ist der Neuanfang. Samsel: „Wenn sie anfangs schüchtern in meinem Büro stehen, merkt man, was sich für Sorgen in ihrem Kopf abspielen.“