Gelsenkirchen. Die Videothek an der Daimlerstraße in Erle trotzt der aktuellen Entwicklung. Noch sei das Geschäft rentabel, sagen Senior und Junior Mohrlang. Einzig illegale Online-Angebote und Raubkopien sehen sie kritisch.

Die klassische Videothek stirbt aus. Doch einige Betriebe verweigern sich dem Untergang, auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt. Die Atlantis-Videothek an der Daimlerstraße etwa macht es nicht wie die sagenumwobene Insel und verschwindet in der Versenkung. „Wir haben nach wie vor unsere Existenzberechtigung“, sagt Wolfgang Mohrlang (64), Geschäftsführer von Atlantis-Megamax, mit Verwaltungssitz und zwei weiteren Filialen in Bochum. Auch in Bottrop und Köln hat Atlantis-Megamax eine Niederlassung. 100 Angestellte arbeiten für das Unternehmen. Erst im Oktober 2013 hat Mohrlang die Filiale in Erle von einem Partner übernommen. „Noch funktioniert das Geschäft“, sagt er.

Aber es sei weniger geworden. 2002 und 2003 etwa habe man noch das Doppelte an Umsatz gehabt: „Das hat alles mit Raubkopien zu tun.“ Online-Angebote wie die der Streaming-Dienste Maxdome oder Videoload machten ihm und seinem Sohn Daniel (34, Junior-Chef) keine Sorgen. „Gegen legale Alternativ-Angebote haben wir nichts. Da können wir Pakete schnüren, um gegenzusteuern.“ Beispielsweise könne man Leihfristen verlängern. Wolfgang Mohrlang: „Bei Videoload zahle ich für einen aktuellen Film 5 Euro für 24 Stunden Verfügbarkeit. Da kann ich dann meinem Kunden sagen: ,Nimm drei Filme für drei Tage und bezahl dafür 8,50 Euro.’“

8000 DVDs und Blu-rays

Service wollen die Mohrlangs den Online-Videotheken entgegensetzen: persönliche Bedienung, Beratung und Empfehlungen. Außerdem Popcorn, Snacks, Getränke. Das Angebot sei bei ihnen überschaubarer – in positivem Sinn. „Wir bekommen demnächst den Film „Gravity“ 48 Mal. Der Kunde sieht dann auf einen Blick: Der Film ist da“, sagt Wolfgang Mohrlang. 8000 DVDs und Blu-rays (60% DVD, 40% Blu-ray), 7000 Erotikfilme und etwa 1200 Spiele für Konsolen und Computer sind an der Daimlerstraße im Angebot. Mohrlang: „Auch der Umsatz im Spielverleih ist rückläufig, aber immer noch interessant.“

IHK - noch sieben Videotheken in GE

Noch sieben gemeldete Videotheken gibt es laut Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen in GE. Die Gelben Seiten spucken gerade mal zwei Anbieter aus. Die Homepage www.cineasten.de weiß von vier hiesigen Geschäften. Zu den letzten Quellen sei gesagt: beide führen Videotheken auf, die z.T. schon seit Jahren geschlossen sind.

Im Regierungsbezirk
Münster, so die IHK, sind 71 Videotheken registriert, vier davon in Münster selbst. 2012 lag NRW mit 476 Anbietern laut Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD) bei den Ländern vorne.

Margenverluste im Verleihgeschäft werden durch Kauf-DVDs und -Blu-rays ausgeglichen: Zwischen 1000 und 1500 Artikel sind im Angebot, auch Bücher. Im Erotikbereich sind es gar 3500. Dazu Mohrlang: „Dieser Bereich ist durch das Internet als erstes eingebrochen.“ 700 illegale Porno-Seiten gebe es, so das Mitglied im Aufsichtsrat des Interessenverbands des Video- und Medienfachhandels IVD. Der Verleih gehe zurück, die Verkaufszahlen für Erotikfilme seien jedoch gestiegen.

500 Neukunden pro Monat

8000 aktive Kunden hat Atlantis in Erle, es waren mal 30.000. Durch Werbung habe man es aber geschafft, seit Oktober durchschnittlich 500 Neukunden pro Monat zu gewinnen.

Aus Spaß an der Freude sind Vater und Sohn Mohrlang nicht im Verleihgeschäft. „Ich bin kein Filmfreak“, sagt der Senior, kann aber mit Serien wie Prison Break, 24 und Walking Dead etwas anfangen. Der Junior interessiert sich mehr für PC-Spiele. Sein aktueller Favorit: Battle Field 4.