Gelsenkirchen. . In einem gemeinsamen Projekt von AWO und Diakonischem Werk in Gelsenkirchen kümmern sich Sozialarbeiter und Sprachlotsen um Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien. Sie geben Hilfestellung bei den ersten Schritten und verteilen Flyer in den Landessprachen. Wichtiger Baustein ist die Nachbarschaft.

„Bist du dahin strafversetzt worden“, sei er schon häufiger gefragt worden, erzählt Admir Bulic mit leichtem Erstaunen. Nein, der AWO-Sozialarbeiter wurde nicht strafversetzt, sondern hat sich im September bewusst dafür entschieden, seinen Arbeitsplatz zu wechseln und sich als Projektleiter künftig mit einem Team um Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien zu kümmern. Kein Bürojob, sondern einer, der ihn in die Stadtquartiere führt und in die Häuser zu den Menschen, die ihre Heimat verlassen haben und zu ihren Problemen.

Die aufsuchende Sozialarbeit, die Admir Bulic und sein Team, zu dem auch Sprach- und Integrationslotsen gehören, hier unter der gemeinsamen Trägerschaft von AWO und Diakonischem Werk leisten, ist Teil des städtischen Handlungskonzeptes. Die Integration der Zuwanderer ist eines der erklärten Ziele, die Wahrung des sozialen Friedens und die Einhaltung von Regeln ein anderes.

Zu den Grundlagen gehören die Regeln des Landes

„Wir vermitteln den Leuten die Basics“, erklärt der Sozialarbeiter. Das geht los mit dem Namensschild, das an den Briefkasten und die Türklingel gehört. Kein Namensschild – keine Post. Und weiter damit, sich bei der Stadt anzumelden, damit anschließend auch die Kinder in der Schule angemeldet werden können. Zu den Grundlagen gehören aber auch die Regeln für das Zusammenleben in diesem Land. Müll, Lärm oder wild geparkte Autos sorgen für Dauerärger mit anderen Anwohnern. „Wir gehen dahin, wo die Menschen wohnen und wo es Probleme gibt. Die Zuwanderer kommen aus prekären Lebensbedingungen, lebten am Rande der Gesellschaft und kennen unsere Regeln nicht.“

„Wir werden mit offenen Armen empfangen“

„Wir werden mit offenen Armen empfangen“, erzählt Bulic von seiner Erfahrung. Die Sozialarbeiter verstehen sich als Lotsen, die Hilfestellung bei den ersten Schritten im neuen Leben geben, die immer wieder aufklären, Flyer in den Landessprachen verteilen oder Anwohner-Infos. Sie haben einen kurzen Draht zum Netzwerk, können den schnellen Abtransport von Müll organisieren oder fehlende Mülltonnen beschaffen. Sie schaffen keine Doppelstrukturen, sondern vermitteln weiter an das bestehende Netzwerk von Wohlfahrtsverbänden und Vereinen, die beraten und helfen.

Wichtiger Baustein in dem Konzept ist die Nachbarschaft, die sich um Neuankömmlinge kümmert und Wege weist. Die Probleme sind groß, aber viele Mitstreiter sind bereits, sich zu engagieren.

Im März findet eine Qualifikation statt

Die Sprach- und Integrationslotsen, die in dem gemeinsamen Projekt von AWO und Diakonischem Werk arbeiten, sollen nun qualifiziert werden. Im März ist eine Schulung für mindestens 15 Lotsen geplant, die zu wichtigen Multiplikatoren für Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien werden sollen. Thema der Schulung wird unter anderem die Struktur von Verwaltung und Behörden sein.

Die Sprach- und Integrationslotsen, die selber rumänische, bulgarische oder türkische Sprachkenntnisse haben, sollen Zuwanderer in ihrem Alltag unterstützen, sie auf Wege begleiten und eine Brücke schlagen zu der Gesellschaft, die sie aufnimmt.

Sieben Leute zählen zu dem Team um Admir Bulic, das jetzt seit etwa vier Monaten am Start ist. Darunter sind auch heute schon neben Sozialarbeitern mehrsprachige Sprach- und Integrationslotsen. Im Einsatz sind sie in bestimmten Quartieren in Schalke, Schalke-Nord, Bismarck, Ückendorf und Rotthausen.