Gelsenkirchen. 4,5 Kilometer Rohre für den Abwasserkanal Emscher wurden bereits unter der Stadt verlegt. Im extra aufgebauten W&F-Werk an der Berliner Brücke werden für das Jahrhundert-Bauwerk über 300.000 Tonnen Rohre produziert. Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von 423 Mio. Euro.

Die Riesengrube mit dem nicht minder riesigen Kanalrohr war bei der letzten Nacht der Industriekultur die Schau. Hunderte Menschen warteten im Hafen auf Einlass, um in der Tiefe (und für eine Nacht künstlerisch ausgeleuchtet) in Augenschein zu nehmen, was die Emschergenossenschaft an Rhein-Herne-Kanal und Fluss so treibt, um die Emscher in diesem Jahrzehnt vom Abwasser zu befreien.

Die Fortschritte unterm Stadtgebiet sind beachtlich: Ende Januar hatte die Emschergenossenschaft bereits 4522 der lokal geplant gut 8000 Meter des „Emscherschnellweges unter Tage“ verlegt. Dabei wurden bislang exakt 1203 Kanalrohr-Elemente mit einem Gesamtgewicht von 36.942 Tonnen durch die Erde geschoben, so die Statistik der Emschergenossenschaft. Gefertigt werden die Stahlbeton-Rohre übrigens vor Ort in Schalke – in einem eigenen Rohrwerk nah der Berliner Brücke. Die Firma Wayss & Freytag aus Frankfurt hat dort extra für gut 4,8 Mio. Euro eine Groß-Produktion aufgebaut. Allein die Hallenfläche für den Rohr-Guss ist rund 8000 Quadratmeter groß.

29 Großrohre werden pro Tag gefertigt

Im Januar 2012 hatte die Emschergenossenschaft den größten Auftrag ihrer Geschichte sowie des Emscher-Umbaus vergeben: Den Zuschlag bekam Wayss & Freytag für den Bauabschnitt 30 des unterirdischen Abwasserkanals Emscher (AKE) zwischen Dortmund und Bottrop.

Bis zu 29 Rohre – die größten haben einen Außendurchmesser von 3,80 Metern und wiegen über 35 Tonnen – werden pro Tag im Werk gefertigt, gelagert und verladen.
Bis zu 29 Rohre – die größten haben einen Außendurchmesser von 3,80 Metern und wiegen über 35 Tonnen – werden pro Tag im Werk gefertigt, gelagert und verladen. © WAZ

Gesamtvolumen: Rund 423 Mio. Euro. Der Emscher-Umbau bescherte auch Gelsenkirchen neue Arbeitsplätze: Am 1. Juni 2012 nahmen 30 neu eingestellte Mitarbeiter ihre Arbeit im Rohrwerk auf. Durch die Unterstützung des Integrationscenters für Arbeit Gelsenkirchen konnten sie alle aus dem direkten Umfeld gewonnen werden. 29 Großrohre pro Tag werden seither in der Spitze gefertigt.

Produktion vor Ort hat viele Vorteile

Für die 35 Kilometer lange AKE-Kanalstrecke zwischen Dortmund und Bottrop sowie für den Stauraumkanal Industriestraße in Castrop-Rauxel – sie ist ebenfalls Bestandteil des Auftrags – müssen insgesamt 46.970 Meter an Stahlbetonrohren mit bis zu 3,80 Meter Außendurchmesser aufgefahren werden.

„Die Produktion vor Ort bringt gleich mehrere Vorteile mit sich: Wayss & Freytag kann sich flexibel an die Bedürfnisse der Baustelle anpassen, Schalung und Bewehrung werden speziell für die Anforderungen entwickelt, die Transportwege werden minimiert“, so Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Insgesamt werden 300.000 Tonnen fertige Rohre über die Straßen zu den Baustellen gebracht, macht in Summe etwa 6700 Transportfahrten.