Gelsenkirchen. . Die Theaterproduktion „Paradieskinder“ thematisiert das Anspruchsdenken von verschiedenen Gesellschaften und Kulturen an Heranwachsende. Premiere feiert das Stück am 9. Februar im Cosol Theater in Gelsenkirchen und wird danach auch in Herne zu sehen sein.

Eine Vogelhochzeit, drei Sprachen, reichlich Musik und Bewegung: Aus diesem Mix ist das Stück „Paradieskinder“ gestrickt, das am kommenden Sonntag, 9. Februar, im Consol Theater Premiere feiern wird. In der Woche nach seiner Premiere in Gelsenkirchen kommt das Stück als Gastspiel nach Herne in die Flottmann-Hallen.

Die Geschichte dieser ägyptisch-deutschen Produktion beginnt im Jahr 2012, als eine Theatergruppe des Consol Theaters zu einem Festival nach Kamerun in Afrika reist. „Dort haben wir viele Kontakte geknüpft – und besonders viele Gemeinsamkeiten mit dem Theatermacher Mohamed El Ghawy aus Kairo entdeckt“, erzählt Andrea Kramer vom Consol Theater. Schnell ist die Idee entwickelt, in Sachen Kindertheater, einmal gemeinsame Sache zu machen. „Von den Unruhen in Ägypten war damals noch nichts zu spüren“, sagt Andrea Kramer – und erzählt, dass ihr und ihrem Team schon ein bisschen mulmig war, als sie dann später zu einem Besuch in die ägyptische Hauptstadt aufbrachen.

Beunruhigt ob der Krise im Land

„Einmal haben wir diese Reise verschoben, weil es akute Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes gab. Als sich die Lage beruhigt hatte, haben wir es doch gewagt und sehr gute Erfahrungen gemacht“, erinnert Andrea Kramer sich. „Die Situation war nicht beängstigend“, fügt Schauspielerin Svenja Niekerken hinzu. Und Mohamed El Ghawy, der sich mit Kramer die Projektleitung auf ägyptischer Seite teilt, betont: „Ich finde es sehr wichtig, dass wir solche kulturellen Kontakte ins Ausland gerade in dieser Zeit pflegen und dass nicht alles abgesagt wird. Denn nur so können wir unsere junge Generation zur Weltoffenheit erziehen.“

Ganz begeistert ist El Ghawy, der sich per Skype aus Kairo gemeldet hat, auch von der Herangehensweise des Consol Theaters. „Dass hier vorab Schüler befragt und in die Stückentwicklung mit einbezogen wurden, finde ich sehr faszinierend. Das möchten wir in Zukunft auch öfter machen“, sagt er.

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Die ägyptischen Schauspieler Sara El Hawary und Rafaat Bauomy haben die Geschichte gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen Svenja Niekerken und Björn Luithardt, der Dramaturgin Sylvie Ebelt und Andrea Kramer weiterentwickelt. Der Arbeitstitel lautete zunächst „Samirs Sohn und Heikes Tochter“ und wurde jetzt in „Paradieskinder“ umbenannt.

Und das nicht ohne Grund. „Ganz bewusst haben wir das Stück im Vogelreich angesiedelt, so dass wir Themen wie das Kopftuchtragen oder Zwangsheirat außen vor lassen können. Es geht einfach darum, was Eltern und die Gesellschaft in den verschiedenen Kulturen von Jungen und von Mädchen erwarten und was passiert, wenn sich diese Erwartungen dann doch nicht erfüllen.“

Weil die ägyptischen Schauspieler nur Arabisch und ihre deutschen Kollegen auf der Bühne nur Deutsch sprechen, soll sich ein Großteil des Stückes über Tanz und Musik erschließen, die der ägyptische Komponist Tamar Attallah eigens für das Stück komponiert hat.