Gelsenkirchen. . Im Rathaus laufen die Vorbereitungen für den Super-Wahltag am 25. Mai bereits auf Hochtouren. An dem Tag werden erstmals auch die Wahlen zum Integrationsrat stattfinden. Potenzielle Kandidaten für das Gremium werden derzeit bei der VHS geschult.

„Die Volkshochschule hat Neuland betreten mit ihrem Angebot an potenzielle Kandidaten, sich besser vorzubereiten“, freut sich VHS-Chef Michael Salisch. Die neuen Kurse richten sich an Gelsenkirchener mit Migrationshintergrund, die sich vielleicht im Mai für den nächsten Integrationsrat zur Wahl stellen wollen. Mit 20 Teilnehmern (14 Männer, sechs Frauen) ist die Qualifizierungsreihe bereits am letzten Samstag gestartet. Jetzt wurde das Projekt auch offiziell vorgestellt.

Die politische Kinderstube fehlt Kandidaten mit Migrationshintergrund

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Gemeinsam vorbereitet wurde es vom Landesverband der VHS, der Landeszentrale für politische Bildung und dem Landesintegrationsrat, Geldgeber ist das Land. Anders als bei den meisten Lokalpolitikern, die ihre ersten politischen Erfahrungen im Ortsverein ihrer Partei oder deren Jugendorganisation sammeln, um später für den Stadtrat zu kandidieren, fehlt den Migranten diese politische Kinderstube. Sie springen mit der Wahl in den Integrationsrat quasi ins kalte Wasser.

Genauso ist es Nezahat Kilinc ergangenen, als sie 2010 in den Integrationsrat gewählt und dann zu dessen stellvertretender Vorsitzender bestimmt wurde: „Wir haben 2010 ziemlich lange gebraucht, zu erforschen, an wen man sich wenden muss. Das ist sehr schwierig für jemanden, der hier noch nie in der Politik gewesen ist“, erinnert sie sich. Sie ist überzeugt, dass der nächste Integrationsrat durch die Qualifizierungsreihe einen besseren Start haben wird. Ihre eigenen Erfahrungen wird sie als Dozentin neben Elena Albertovskaya, die an der VHS Deutsch als Zweitsprache unterrichtet, in die Kurse mit einbringen.

Integrationsräte sollen irgendwann einmal überflüssig werden

Nezahat Kilinc ist im übrigen bestes Beispiel für das eigentliche Ziel. Stadtrat Dr. Manfred Beck: „Die Integrationsräte sollen irgendwann einmal überflüssig werden.“ Weil nämlich Integration erfolgreich vollzogen wurde und Migranten sich selbstverständlich in den politischen Parteien engagieren. Wie Nezahat Kilinc, die nicht mehr für den Integrationsrat, sondern – aufgestellt von der SPD – für den Stadtrat kandidieren will.

Auf große Begeisterung stößt die Quali-Reihe auch beim Landesintegrationsrat. Der Mülheimer Enver Sen, als Mitglied auch für den Bereich Gelsenkirchen zuständig: „Ich bin sehr froh, dass die VHS auch nach den Wahlen noch Kurse anbieten will.“ Denn schließlich hat der Integrationsrat durch die erst Ende letzten Jahres beschlossene Novellierung der Gemeindeordnung auch eine Aufwertung erfahren.