Gelsenkirchen. . Wie unsere Gedanken gesund oder krank machen – Dr. Magnus Heier beleuchtete beim Neujahrsempfang des Brustzentrums Ruhrgebiet im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus die Auswirkungen von Suggestion

Beim Neujahrsempfang des Brustzentrums Ruhrgebiet im Hans-Sachs-Haus, stand neben den Danksagungen für ehrenamtliches Engagement und Jazz-Musik von den „Friends of Dixieland“, das Thema „Nocebo“ im Mittelpunkt. Der Neurologe Dr. med. Magnus Heier beschrieb in seinem Vortrag anschaulich den Einfluss des „bösen Bruders“ des allgemein bekannteren Placeboeffekts.

„Angst ist bei Gefahr das gefährlichste“, sagte einst schon der deutsche Dichter Heinrich Heine. Diesen Kasus griff der Vortrag „Nocebo – wer´s glaubt, wird krank“ auf. Nachdem die Vorsitzende der Revierinitiative, Barbara Kols-Teichmann und der Chefarzt der Klinik für Senologie im Evangelischen Krankenhaus GE, Dr. Abdallah Abdallah, hoffnungsvolle Worte bezüglich der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs an die rund 650 anwesenden Gäste richteten, brachte Heier die Zuhörer zum Lachen. So startete er mit den Worten: „Lesen sie keine Gesundheitsratgeber, sie könnten an einem Druckfehler versterben.“ Damit fasste er den Inhalt seiner Rede bereits zusammen.

Keine Gesundheitsratgeber lesen

Im Folgenden stellte Heier den in der Medizin relativ unbekannten Nocebo-Effekt vor. „Die Erwartung bestimmt in hohem Grade den Verlauf einer Krankheit; sowohl positiv als auch negativ“, so Heier. Mit Beispielen demonstrierte der Experte, wie leicht wir uns selbst und damit unser Wohlbefinden manipulieren. „Im 18. Jahrhundert etwa“, berichtet der Arzt, „gingen besonders viele Menschen einer Stadt für eine Weile verstärkt an Dienstagen zum Arzt.“ Grund: Montags lasen die Menschen eine Medizinzeitschrift, kurz darauf litten sie dann häufig selbst an den Symptomen (Stichwort: Hypochondrie).

Auch heute entwickeln sich viele Krankheitsbilder im eigenen Denken. „Wer einen Beipackzettel liest, bekommt sehr wahrscheinlich auch die Symptome der beschriebenen Nebenwirkungen. Darum mein Rat, Beipackzettel wegschmeißen“, so Heier. Außerdem trete für die meisten Deutschen bei Spritzen, bestenfalls vom Arzt selbst, eine schnellere Heilung ein. Und das bei exakt dem gleichen Wirkstoff. „Die Deutschen lieben Spritzen“, betont Heier.

Das Fatale ist, dass diese Suggestion tatsächlich krank machen kann. Darum wies Heier am Ende seines Vortrags in Bezug auf die Krebspatienten darauf hin, dass der Fortschritt in der Wissenschaft zwar sehr weit ist, aber dass die meisten Mediziner „soziologisch und psychologisch in der Steinzeit leben“.

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