Gelsenkirchen. Schon seit 25 Jahren sitzt Gabriele Hillenbrand als ehrenamtliche Richterin beim Arbeitsgericht in Gelsenkirchen mit am Richtertisch. Dafür wurde sie jetzt mit Ehrenurkunde und Ehrennadel des Landes NRW ausgezeichnet. Mit der WAZ sprach sie über ihre Tätigkeit.
Ehrenamtliche Mitarbeiter sind in der Gesellschaft unentbehrlich. Das gilt erst recht für die Justiz. Ohne die Hilfe ehrenamtlicher Richter können beispielsweise die Kammern am Gelsenkirchener Arbeitsgericht nicht entscheiden. Wenn der Vorsitzende als hauptamtlicher Richter das Urteil spricht, sind die ehrenamtlichen Richterkollegen gleichberechtigt an dem Beschluss beteiligt. Gabriele Hillenbrand, eine von über 100 Ehrenamtlichen, sitzt schon seit 25 Jahren am Richtertisch. Sie erhielt jetzt als Dank für ihr Engagement die bronzene Ehrennadel des Landes NRW.
59-Jährige ist Personalleiterin in einem Bottroper Unternehmen
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Die 59-Jährige bringt als Personalleiterin eines Unternehmens in Bottrop genügend Wissen mit über Betriebsabläufe und Auseinandersetzungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern mit. Darauf gekommen, selber zu helfen, Streitigkeiten vor Gericht zu schlichten, ist sie durch einen ehrenamtlichen Richter. „Der hat mich zu Sitzungen mitgenommen und mich vorgeschlagen.“ Daraus sind dann 25 Jahre geworden.
Als Interessenvertreter der Arbeitgeberseite sieht sich Gabriele Hillenbrand nicht, auch wenn sie offiziell als deren Vertreterin gilt. In jedem Gericht sitzen als Ehrenamtliche jeweils ein Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Unabhängig zu urteilen, ist für die 59-Jährige die wichtigste Voraussetzung für ihr Amt. „Ich nehme zwar eine Haltung ein, aber nicht für eine Seite“, sagt sie.
Viele Streitigkeiten könnte man schon vorher im eigenen Betrieb lösen
Ihre Erfahrung: „Viele Fälle hätte man im eigenen Haus lösen können und nicht vor dem Arbeitsgericht austragen müssen.“ Sie hat festgestellt, dass Streitigkeiten vor allem bei kleinen Betrieben zugenommen haben. „Die haben keinen Betriebsrat. Da gibt es Auseinandersetzungen wegen Nichtigkeiten, die ich nicht nachvollziehen kann. Die Kultur in einem Betrieb ist enorm wichtig. Wenn das Verständnis nicht stimmt, nutzen Schutzrechte auch nichts mehr.“
Manche Arbeitgeber kennen ihre Mitarbeiter überhaupt gar nicht
Mitglied des Gerichts zu ein, bedeutet für Gabriele Hillenbrand nicht nur Einblick in viele Arbeitsabläufe zu haben. Sie hat auch gelernt, rechtliche Beurteilungen besser zu verstehen. Als deprimierend empfindet sie so manchen Aufritt vor Gericht. Es sei traurig, dass einige Arbeitgeber ihre Angestellten gar nicht mehr kennen. Auch den Abbau von Arbeitsplätzen hat sie vor Gericht mitbekommen.
Vier bis fünf Termine hat Gabriele Hillenbrand im Jahr. Sie geht gerne zu den Sitzungen, sagt nur für eine Betriebsversammlung im eigenen Unternehmen ab. Vor Gericht hat sie erlebt, dass man auch mal nachgeben und den Schwächeren beistehen muss. Eine Erkenntnis nimmt sie häufiger mit nach Hause. „Man lernt sehr viel darüber, wie man es nicht machen soll.“ Und wenn ihre Amtszeit nach fünf Jahren abgelaufen ist, ist sie wieder bereit zur nächsten Verlängerung.