Gelsenkirchen. . Die Zahl der Bedürftigen in Gelsenkirchen steigt weiter an. Über 78 Familien kamen im Dezember allein im Gelsenkirchener Stadtteil Altstadt dazu. Insgesamt leben 45 032 Menschen in irgendeiner Form von der Hilfen nach den StGB II (Hartz IV). Besonders junge Menschen sind Betroffen.

Ein Lächeln huscht der jungen Frau über das Gesicht. Heike K, (Name geändert) steht im Laden an der Hansemannstraße, holt sich eine Weihnachtstüte ab. Sie ist für ihre kleine Tochter. Sie strahlt ein wenig, und sagt „Danke“.

In diesen Tagen herrscht in den „Läden“ für sozialschwache Menschen Hochkonjunktur. Täglich werden seit dem vergangenen Montag zum Beispiel an der Hansemannstraße bis zu 150 Weihnachtstüten mit Kaffee, Schokolade, Weihnachtsmännern, Drogerieartikeln, Obstkonserven, Wein und Plüschtieren gepackt. Kostenlos werden sie ausgegeben.

Zunahme der Bedürftigkeit

„In diesem Jahr gab es unheimlich viele Spenden von Privatleuten und Unternehmen“, sagt Margot Geismann (63). Zusammen mit ihren Kolleginnen Theresa Persig (49) und Carla Götze (50) stellt sie die Pakete zusammen und gibt sie aus. Den Frauen macht das Helfen Spaß, alle drei sind mit vollem Herzen dabei. Theresa Persig weiß selbst wie das ist, bedürftig zu sein. Sie gehörte zur „Kundschaft“ des Ladens. Danach engagierte sich dort ehrenamtlich. Seit neun Jahren ist nun dabei, hat schon einiges erlebt.

Zur Zeit nehmen die Drei eine deutliche Zunahme der Bedürftigkeit wahr. „78 Familien sind allein im Dezember bei uns neu dazu gekommen“, sagen sie. Über 110 insgesamt. Die Sorge über diese Entwicklung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Dass sich Menschen selbst nicht mehr ernähren zu können, löst auch Frust aus, wie die Frauen wissen. Die meisten seien freundlich. Aber es gebe auch einige, die meckern und motzen. Manch einer habe auch schon gedroht. Seitdem kann die Ausgabestelle an Hansemannstraße nur zu zweit oder dritt betreten werden.

Hilfe trotz festen Einkommens

„Es gibt Menschen bei uns, die zwar arbeiten, aber die dennoch nicht genug zum Leben haben“, sagt Margot Geismann. Insgesamt haben aktuell knapp 1600 Menschen – dahinter stehen auch sehr, sehr viele Familien – eine Berechtigungskarte für den Einkauf in den vier Abgabestellen der Gelsenkirchener Tafel. Diese Zahlen sind stetig angestiegen. Es sind fast 300 mehr als noch im vergangenen Jahr. Tendenz: weiter steigend.

Die Tafel

"Die Tafel" ist die Bezeichnung für eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die Lebensmittel, die im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet werden, an Bedürftige verteilt. Vier Läden betreibt die Tafel eV. mittlerweile in Gelsenkirchen.

Diese befinden sich in der Brockhoffstraße 18, in der Altstadt, am Nordring 55, in Buer, in der Valentinstraße, St. Michael, in Hassel und in der Cranger Straße 340, St. Bonifatius in Erle.

Dass es an Jobs an allen Ecken und Kanten fehlt, ist offenkundig. Dies belegen auch die Zahlen des Jobcenters. Danach leben in diesem Jahr insgesamt 45.032 Menschen in irgendeiner Form von der Hilfen nach den StGB II (Hartz IV). Davon sind 18.624 Menschen jünger als 25 Jahre. Eine erhebliche Zunahme der Armut gegenüber dem Vorjahr. Da waren es noch 44.173 Menschen, die auf Hartz IV angewiesen waren.