Gelsenkirchen. . Die 2. Gelsenkirchener Tage der populären Literatur gingen im Hans-Sachs-Haus zu Ende. Den Schlusspunkt nach zwei Wochen markierten die Sieger des Literaturwettbewerbs. 1000 Besucher zählte der Veranstalter Hans Frey vom Aktuellen Forum.

Womit sich Metropolen wie Berlin und München mit Selbstverständlichkeit schmücken – kulturelle Vielfalt und Experimentierfreude – besitzt auch das Ruhrgebiet. Sogar im Übermaß. Aber: Das Revier stellt sein Licht unter den Scheffel. Eine Einschätzung beim Finale der 2. Gelsenkirchener Tage für populäre Literatur.

Obwohl die Bilanz des Festivals selbst positiv ausfiel. Die zog (kurz und knapp, typisch Gelsenkirchen) Hans Frey am Samstag im gut gefüllten Festsaal des Hans-Sachs-Hauses. Der Leiter des Projekts Fantastisches Ruhrgebiet: „Es kamen viele Besucher und es waren spannende Begegnungen. Es hat mir selbst Spaß gemacht.“ Frey drückte am Ende auch seine Hoffnung aus, dass „vielleicht in zwei Jahren, wenn wir Sponsoren finden“, die Gelsenkirchener Tage der populären Literatur fortgesetzt werden können.

Interessante Schauplätze

Stellvertretend für den erkrankten Bernd Neuendorf (Staatssekretär im NRW-Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport) gehörte Bernd Werdin von der Landeszentrale für politische Bildung zu den Podiumsgästen. Werdin lobte nicht nur die inhaltliche Gestaltung der Literaturtage, sondern auch die interessanten Schauplätze: „Ein Event wie der Ephraim-Kishon-Abend im Saal der neuen jüdischen Synagoge an der Georgstraße setzt Zeichen.“

Mördergarn, utopische Geschichten, phänomenale Erfolgsserien wie „Perry Rhodan“, Horror, Thriller, erotische Literatur oder historische Romane haben etwas gemeinsam: Sie werden verschlungen, von Millionen Menschen. Dass sie damit Einfluss auf unser Leben haben, auch darüber wurde diskutiert.

1000 Besucher in drei Wochen

Die Gelsenkirchener Tage der populären Literatur („Fantastisches Ruhrgebiet“) fanden zum zweiten Mal statt. Rund 1000 Gäste haben in drei Festivalwochen die Veranstaltungen besucht, so die Bilanz von Hans Frey (af-Vorsitzender und Projektleiter). Berühmte Fantasy-Schriftsteller wie Wolfgang Holbein und Andreas Eschenbach, Literaturkritiker Denis Scheck, Krimiautoren (Margit Kruse, Peter Schmidt, Chris Marten) und Autorenteams bekannter Serien (Die drei ???, Perry Rhodan) stellten sich vor.

Das „Fantastische Ruhrgebiet“ war auch mit einem Literaturwettbewerb verbunden, bei dem Schreiber oder Schreiberinnen ab 14 Jahren mitmachen konnten. Beiträge (anonym) im Netz unter www.fantastisches-ruhrgebiet.de. Lesungen, Diskussionen, Buchmesse (unabhängige Verlage), Kinder- und Jugendevent sowie Fachvorträge bestimmten das Programm.

Passend zur Beschäftigung mit spannender Lektüre und ihrer gesellschaftlichen und politischen Relevanz wurden am Ende des Abends die Gewinner des Literaturwettbewerbs genannt, dessen Teilnehmer also wie das Publikum bis zum Schluss auf die Folter gespannt wurden. Deren Vorstellung übernahm – sehr lustig – Ullrich Spiegelberg von der Stadtbibliothek.

Siegerin kommt aus Gelsenkirchen

Siegerin Andrea Rohmert stammt auch aus Gelsenkirchen. In „Reißwolf“ geht es auf wunderbar-satirische Art um Literaturkritik: Ein schüchterner Kunde sucht nach einem Reißwolf, einem Papiervernichter. Ihm werden verschiedene Tiere vorgeführt. Mit einem Happs ist ein Schinken wie „Ein weites Feld“ vom Riesenwolf vernichtet. Ein zarter, jaulender Wolfi dagegen zerkaut nur alte Einkaufszettel und muss von Bonbonpapier aufstoßen.

Thilo Pasch erhielt für seine Story „Straßenassel“ den zweiten Platz. Der Gelsenkirchener schreibt über einen modernen Cowboy: Hilfsarbeiter Rookie lebt für seine gebrauchte Harley und ist selbst in seinem Rockerclub ein Außenseiter. Eine coole, berührende, schnörkellose Geschichte.

Claudia Schröder, mit Lyrik die Drittplatzierte aus Castrop-Rauxel, war nicht erschienen. Zudem wurden Anerkennungspreise vergeben, u.a. an Anja Olmert (Herten), Jacqueline Klein, Dieter Bohn (Dormagen), Michael Stoppert, Lea Lange (Recklinghausen), Rüdiger Schulte, Gerhard Huber (Worms) sowie eine besondere Anerkennung für Horst Rundle aus Karlsfeld bei München.