Gelsenkirchen.
Musikliebhaber in der Stadt dürfen wieder jauchzen und frohlocken. Denn nach einigen Jahren Abstinenz erklingt es wieder in Gelsenkirchen, das opulente, klangschöne und populäre Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Auf die sakrale Bühne bringt es diesmal die Gelsenkirchener Kantorei am Sonntag, 8. Dezember, um 17 Uhr in der Altstadtkirche.
Seit vielen Monaten proben die 20 Sängerinnen und Sänger, verstärkt durch zehn zusätzliche Projektteilnehmer, unter der Leitung ihres Dirigenten Jens Ludwig. Neben den regelmäßigen Übungsstunden absolvierten sie komplette Probenwochenenden, um ein stimmlich stimmiges Konzert interpretieren zu können.
Alle sechs Kantaten
An diesem einen Tag werden alle sechs Kantaten zu hören sein. Die ersten drei wird die Kantorei singen, die weiteren der „ProjektKammerChor“ unter Leitung von Kreiskantor Andreas Fröhling. Begleitet werden die Choristen und Solisten vom Barockorchester „Le Chardon“.
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Dass die Kantorei mit 20 Sängern im Alter zwischen Mitte 20 und 80 relativ klein besetzt ist, schärft nach Aussage der Sänger das Qualitätsbewusstsein. Rita Kallweit weiß: „Wir singen dadurch wesentlich besser, denn es kann sich keiner verstecken, alles wird sofort hörbar.“ Dieter Biesler stimmt ihr zu: „Jeder Sänger trägt mehr Verantwortung, das erzeugt einen stärkeren Wohlklang.“ Wobei: So wenige sind es nicht. „Historische Aufführungen sind durchaus geringer besetzt“, sagt Jens Ludwig und schwärmt wie seine Sangesgemeinschaft von der großen musikalischen und emotionalen Qualität des Oratoriums: „Mit den ersten Paukenschlägen zu Beginn weiß fast jeder, was auf dem Programm steht.“
Förderverein stützt die Tradition
Das Oratorium, findet Rita Kallweit, erzeuge ein Gänsehautgefühl. Am Anfang hört man nur die Pauke, wie ein kurzes Signal, beschreibt Dirigent Ludwig: „Ein Weckruf. Und dann setzen die Instrumente nach und nach ein. Die Holzbläser mit aufgeregtem Flattern, die Trompeten mit ihrer Fanfare, die Streicher mit rasanten Tonleitern von oben herab. Es ist, als würde sich der Himmel öffnen und alles wird von einem unbeschreiblichen Glanz erfüllt.“
Damit sich dieser musikalische Glanz auch in Zeiten knapper Kassen weiterhin in der Stadt entfalten kann, gründete sich vor gut einem Jahr der „Verein zur Förderung der Gelsenkirchener Kantorei“, in dem sich inzwischen über 20 Mitglieder tatkräftig engagieren. Sie wollen helfen, die Kirchenmusik ins Bewusstsein der Menschen zu rücken und finanzielle Hilfe zu leisten, damit, so der erste Vorsitzende Dieter Biesler, „die lieb gewonnene Tradition weiterleben kann“.