Gelsenkirchen.
Ein Leben ohne Facebook, YouTube, Google und Twitter ist für junge Leute nicht vorstellbar. Für Ältere wäre das Internet hilfreich, doch sie sind häufig „offline“, weil sie Angst vor der neuen Technik, vor Smartphone und Notebook haben.
„Die neuen Medien wären gerade für Menschen, die an ihre Wohnung gefesselt sind, ein wichtiges Medium, um Kontakt nach draußen zu haben“, sagt Dr. Wilfried Reckert, Seniorenbeauftragter der Stadt Gelsenkirchen. Ein Beispiel sei das Skypen, das gerade Senioren die Möglichkeit eröffnet, zu weit entfernt wohnenden Kindern Kontakt zu halten. „Leider gehören die Älteren zu der Gruppe, die am wenigsten technikaffin ist.“ „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (Zwar) will Abhilfe schaffen und den „Silver-Surfern“ das Internet näher bringen – und zwar durch Senioren. „Die Ältesten sind am besten geeignet, um anderen Senioren die Technik zu vermitteln“, so Reckert.
Derzeit werden 15 Senioren zu „Technikbotschaftern“ ausgebildet. Sie wurden mit neun Notebooks ausgestattet, um sie „internetkompetent“ zu machen, damit sie das, was sie demnächst anderen Senioren vermitteln, selbst beherrschen. Die „Technikbotschafter“ beraten Seniorinnen und Senioren beim Kauf des elektronischen Gerätes, helfen bei der Nutzung zu Hause weiter, ohne dass es bevormundend wirkt. Zudem hilft „Zwar“ weiter, wenn das Notebook oder der PC mal nicht laufen.
Ziel sind 41 Quartiernetze
Fernziel ist der Aufbau von „Quartiernetzen“, zum Beispiel in einem Quartier wie der Eppmanns Siedlung in Hassel-Nord. Innerhalb des Wohnquartiers sollen „Online Communitys“ entstehen, die den älteren Bewohnern das Leben erleichtern. Das Angebot ist niederschwellig, deshalb legt man den Bewohnern keine Konzepte auf, sondern orientiert sich an deren Bedarf. „Die Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten ist groß“, ist Dr. Reckert überzeugt. Sie unterstützen ältere Menschen dabei, ihren Alltag zu organisieren und zu strukturieren. Dienstleistungen vom Friseur bis zur Fußpflegerin können abgerufen, Kontakt zum Nachbarn hergestellt, Abstimmungen abgehalten, gar Hilferufe abgesetzt werden. „Quartiernetze leisten damit einen Beitrag zur Verhinderung der sozialen Isolation.“
In vier Quartieren wird das Projekt zunächst exemplarisch laufen. Fernziel sind 41. Dafür hat „Zwar“ Fördermittel beim Bundesbildungsministerium beantragt. Das „Quartiernetz“ hat gute Chancen. Berlin fördert insgesamt fünf Projekte, Gelsenkirchen ist bereits unter den besten Zwölf.