Gelsenkirchen. Der Weihnachtsmarkt im offenen Vollzug der Justizvollzugsanstalt in Gelsenkirchen ist immer etwas besonderes. Hier bieten Frauen aus dem offenen Vollzug ihre selbst hergestellten, kreativen Dinge an. Zweite Gruppe der Anbieter sind die Männer aus dem offenen Vollzug der JVA in Castrop-Rauxel.
Selbstgenähte Schürzen und Taschen schmiegen sich aneinander, Wichtel aus Tannenzapfen drängeln sich in Reihen und blassrosafarbene Rosenquarze und lilafarbene Amethysten baumeln an Lederketten.
Der jüngste Weihnachtsbasar im offenen Frauenvollzug der JVA Gelsenkirchen bot neben selbst gemachten kreativen Dingen auch Einblicke in die Arbeit im offenen Vollzug und einen besonderen Tag im Leben der Insassinnen. „Seit über fünf Jahren organisieren wir den jährlichen Weihnachtsbasar“, erzählte Iris Kreße von der Bereichsleitung.
Angebot richtet sich nach den handwerklichen Fähigkeiten
Dieser Basar findet jedes Jahr Mitte November statt, in Kooperation mit dem offenen Männervollzug der JVA Castrop-Rauxel. Die Vorbereitungen für den Basar beginnen schon Wochen im voraus. Während die Frauen viel mit Nadel und Faden, Schere und Kleber fertigen, arbeiten die Männer eher mit Metall und Holz. Figürchen und Kerzenständer aus Metall, Vogelhäuschen aus Holz und sogar Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Brettspiele aus gläsernen Mosaiksteinen werden dann neben bunten Schals, Mützen und Weihnachtsschmuck verkauft. „Das Angebot richtet sich immer nach den Fähigkeiten der Frauen, die gerade hier sind – dieses Jahr hatten wir eine Expertin für kleine Weihnachtsbasteleien dabei.“ Die Erlöse und Spenden des Tages kommen der JVA zugute, und werden auf verschiedene Töpfe aufgeteilt.
„Frauen repräsentieren sich und die JVA hiermit in der Stadt“
Doch der größte Gewinn bedeutet für Kreße das Engagement der Frauen: „Sie repräsentieren sich und die JVA hiermit in der Stadt“ und würden einmal von einer anderen Seite wahrgenommen – „das fördert die Integration in der Stadt“. So könnten auch Vorurteile ausgeräumt werden, weiß Nicole Leger, zukünftige Abteilungsleiterin: „Viele Besucher sind überrascht, was die Frauen hier alles auf die Beine stellen.“ Auch für die ist es ein besonderer Tag: Familie, Freunde und Bekannte kommen zu Besuch, verweilen in weihnachtlicher Atmosphäre.
Gespräche bei Kuchen, Bratwurst und Co.
Aus dem nächsten Raum klingt Geklapper von Kaffeetassen – „ein Stück vom Kirsch-Schmand-Kuchen, bitte!“-- und kleinere Grüppchen sitzen oder stehen in Gespräche vertieft. Neben Bratwurst vom Grill draußen gehört auch eine Cafeteria zum Basar, der Kuchen ist natürlich selbst gemacht. Steffi (27) und Jennifer (31) haben beim Backen geholfen, Kokoskuchen gibt es etwa, aber auch Leckeres mit Apfel und Schoko, sogar Bienenstich. Auch so beteiligen sich viele gerne am Basar, backen, verkaufen Kaffee und Kuchen: „Wir haben nicht gebastelt, aber man hilft, wo man kann – aus Nettigkeit.“