Gelsenkirchen.

So oft es geht, sperren Claudia Gertz und Angelika Hecht die Türen der Beratungsstelle an der Liboriusstraße weit auf. Um offen zu sein und Schwellen so gering wie möglich zu halten, damit Mädchen erkennen: Hier bekomme ich Unterstützung – jederzeit. Das Mädchenzentrum feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. Über 6000 Mädchen und junge Frauen nutzten in dieser Zeit die Angebote.

Als Claudia Gertz zusammen mit etwa 30 Frauen, darunter Pädagoginnen oder Psychologinnen das Mädchenzentrum 1988 gründete, war eines klar: „Wir wollten Jugendhilfe aus einer Hand anbieten“, erinnert sich die Leiterin der Einrichtung. 25 Jahre später kann sie sagen: „Dieses Ziel haben wir zwar nicht ganz, aber fast erreicht.“ Beratung, Kursangebote und Unterbringung sollten unter einem Dach stattfinden. „Die Unterbringung konnten wir nicht realisieren, dafür arbeiten wir aber eng mit anderen Krisenzufluchten zusammen.“

Auf zwei Säulen

Heute steht das Zentrum auf zwei Säulen: Zum einen ist da die Beratungsstelle, zum anderen das mobile Mädchenzentrum, das in Schulen fährt und die Mädels vor Ort gezielt anspricht. Vor allem mit Förderschulen kooperieren die vier Mitarbeiterinnen eng. Ohnehin arbeiten sie mit vielen Einrichtungen und Beratungsstellen zusammen.

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Haben sich die Probleme der Mädchen über die Jahre hinweg geändert? „Es geht immer noch um sexuelle Gewalt und Probleme innerhalb der Familie“, weiß Psychologin Angelika Hecht. Die Themen haben sich aber etwas verlagert: „Cyber Mobbing nimmt einen ganz großen Bereich ein.“ Daher bietet das Mädchenzentrum auch Kurse, in denen Mädchen lernen, sich sicher im Netz zu bewegen. Ebenso suchen Mädchen die Beratungsstelle auf, die unter Essstörungen leiden oder Bildungsmaßnahmen machen möchten. Auch Jugendliche mit Migrationshintergrund brauchen häufig Hilfe, werden von Lehrern vermittelt. „So wie zwei Schwestern, die von ihrer Familie verheiratet werden sollten und schließlich von zu Hause weggelaufen sind“, erinnert sich Angelika Hecht. Mit Unterstützung der Beraterinnen und der Hilfe weiterer Einrichtungen können sie nun wieder zur Schule gehen und ein selbstständiges Leben führen.

Wo soll das Mädchenzentrum in 25 Jahren stehen? „Unser Ziel ist es, dass die Finanzierung gesichert bleibt“, erklärt Gertz. „Es ist ein stetiger Kampf, Eigenmittel für unsere Arbeit aufzubringen und Spenden zu bekommen.“ Zudem könnte das Zentrum größere Räume gebrauchen, etwa für Kurse. Und inhaltlich? „Wird sich unsere Arbeit sicher verschärfen“, glaubt Gertz mit Blick auf die Freizügigkeit 2014.