Gelsenkirchen. . Tavakal Nasarow (25) hospitiert ein Jahr lang am Gauß-Gymnasium. Er ist einer von 28 Stipendiaten aus dem Ausland, die der Pädagogische Austauschdienst nach Deutschland eingeladen hat.
In Tadschikistan ticken die Uhren anders. Dort kommen die Lehrer noch in Anzug und Krawatte in die Schule. Wer macht das denn am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium noch? Die Pädagogen Jürgen Bremer und Stefan Meißner müssen eine Weile überlegen, bevor ihnen dann doch noch ein Kollege mit Binder einfällt. An den tadschikischen Schulen laufe ohnehin einiges anders, verrät Tavakal Nasarow (25), der seit Anfang Februar als Austauschlehrer am Gauß-Gymnasium ist.
Ein Jahr lang hospitiert der Weitgereiste im Rahmen des vom Kultusministerium initiierten Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) an der Schule in Bulmke-Hüllen. Damit ist er einer von 28 Lehrern weltweit, die an deutschen Schulen über den Tellerrand blicken und das hiesige Bildungssystem kennenlernen. „Ich unterrichte aber nicht“, sagt Nasarow. Er darf lediglich seinen Gauß-Kollegen assistieren. „Ich beobachte, wie die anderen Lehrer unterrichten“, erklärt der 25-Jährige. Er schaue sich die Methoden an und sammle so Erfahrungen für sein weiteres Berufsleben. „Er guckt sich alle Fächer an, auch meinen Sportunterricht“, sagt Stefan Meißner, der den Kollegen aus dem etwa 6500 Kilometer entfernten Land zwischen China und Afghanistan unter seine Fittiche genommen hat.
Das Schulsystem in Taschikistan ist anders
Nasarows Deutsch ist passabel, er lernt die Sprache seit 2006, hat in seiner Heimat – an der Universität in der Hauptstadt Duschanbe – Germanistik studiert. Seit 2011 unterrichtet der Tadschike dort eine neunte (Informatik) und eine siebte Klasse (Deutsch). „Das Schulsystem dort ist ein anderes“, sagt Nasarows Betreuungslehrer Jürgen Bremer. „Seine Schule würde unserer Sekundarstufe eins entsprechen.“ An der VHS belegt er den Kurs Deutsch als zweite Sprache.
Die tadschikischen Schulen seien längst nicht so gut ausgestattet wie in Deutschland, erzählt der Jung-Pädagoge. Auch müssen Schüler in seiner Heimat eine Schuluniform tragen. Demnächst wird Nasarow eine fünfte Klasse nach Föhr begleiten. „Klassenfahrten gibt es in Tadschikistan nicht“, so der 25-Jährige. Trotzdem sei Gelsenkirchen schon seine zweite Heimat geworden: „Alle sind sehr nett und hilfsbereit.“