Essen. Die Gewalt-Exzesse einiger BVB-Anhänger bestimmen nach dem Derby weiterhin die Diskussionen in sozialen Netzwerken und Internetforen. Doch nicht nur die Chaoten selbst, sondern auch die Polizei und der Gelsenkirchener Ordnungsdienst in der Schalker Arena bekommen ihr Fett weg.

Auch zwei Tage nach dem Auswärtssieg der Dortmunder gegen Schalke 04 bleibt das Revierderby das Gesprächsthema in sozialen Netwerken und auf der Internetplattform der Funke-Mediengruppe. Doch weniger die intensiven neunzig Minuten Spielzeit werden diskutiert, als eben jene fünf Minuten zuvor. Als vermummte BVB-Fans im Gästeblock randalierten, bengalische Feuer zündeten und schließlich mit Leuchtfeuermunition auf einen Schalker Fanblock schossen.

Zuvor kam es bereits in Essen zu einer Begegnung zwischen Dortmund-Anhängern und der Bundespolizei. Die am Bahnhof Essen-West gefundenen Pyro-Gegenstände und Sturmhauben aber konnten keinen Personen zugeordnet werden. Da auch viele Schalke-Fans diesen Bahnhof nutzen, richtete die Gelsenkirchener Polizei einen Bustransfer für die BVB-Fans zum Stadion ein. Und genau dieser "Taxi-Transfer" sorgt nun bei vielen Internet-Nutzern für reichlich Unverständnis.

"Gratis-Taxis" der Polizei für BVB-Chaoten in Essen-West

So richtet "Formeleins" seine Kritik an den NRW-Innenmister auf dem Internetportal der Funke-Mediengruppe: "Ach Herr Jäger, es war ihre Truppe, die die Chaoten frei Haus geliefert hat. Hätte die Aufnahme der Personalien nicht bis zum Spielende erfolgen können?" Auch "Horsti Borsti" schlägt in die gleiche Kerbe: "Versagt hat die Polizei. Sie hat doch die offensichtlich gewaltbereiten Randalierer erst ins Stadion gebracht. Wenn mal keine Bahn fährt, gibt's ein gratis Taxi zum Stadion. Na prima." Und "crasher29" schriebt: "Die Reaktion war nicht etwa "Für euch ist das Derby gelaufen". Ich möchte wetten, dass man an dem Punkt schon einen Großteil der Chaoten hätte einkassieren können." Die Polizei rechtfertigte das später als Sicherheitsmaßnahme.

Doch auch der Ordnungsdienst an der Arena bekommt bei den Nutzer-Stimmen sein Fett weg. Zum Hintergrund: Sowohl die Bundes-, als auch die Gelsenkirchener Polizei hatte nach dem Zusammentreffen am Essener Bahnhof Informationen an den Sicherheitsdienst in der Veltins-Arena übermittelt. "pampelmus" dazu: "So wie ich das sehe, hat der private Sicherheitsdienst seine Arbeit nicht gemacht. Das sollte doch mittlerweile jeder wissen, dass die Sicherheit im Stadion Sache des Veranstalters ist. So was kostet viel Geld und genau da ist der Knackpunkt: Das wollen die Vereine aber nicht ausgeben. In Wirklichkeit haben die Vereine bei den Einlasskontrollen versagt."

Fackeln werden in Unterwäsche ins Stadion geschmuggelt

Oder "williwieben": "Millionengehälter für die Stars und kein Geld für Sozialarbeiter und einen effizienten und professionellen Sicherheitsdienst im Stadion". Auch Patrick L. meint bei Facebook:" Die Leute einfach mal gründlicher kontrollieren. Wenn ich mal selber mitbekomme wie die kontrollieren, da wundert es mich nicht. Und wenn man dann längere Wartezeiten hat. Sind die Fans doch selber Schuld wenn die sowas mit ins Stadion nehmen."

Wie die bengalischen Fackeln und die anderen Leuchtkörper trotz der Kontrollen den Weg in den Gästeblock finden konnten, glaubt indes Klartext09 zu wissen: "Jeder, der im Umfeld eines Bundesligavereins arbeitet, weiß, dass Pyro entweder in der Unterwäsche, vornämlich der Frauen, versteckt wird, weil dort nicht abgetastet wird. Die meiste gelangt aber Tage vor einem Spiel ins Stadion, durch Mitarbeiter der Imbißdienste, durch Mitarbeiter der Ordnungsdienste und auch die Fanbeauftragten einzelner Vereine sollen dabei schon geholfen habe."

User einig: Personalisierte Tickets müssen her

Lösungen also müssen her, wenn es künftig friedlicher ablaufen soll. Denn nach dem Revier-Derby ist auch immer vor dem Revier-Derby: "Denn da werden dann bestimmt die Schalker zurückschlagen. Ich werde am diesen Tag auf jeden fall Dortmund meiden", zeigt sich etwa "Speedy123" besorgt.

Doch was tun gegen die Gewalt-Exzesse? Geisterspiele, wie von der Polizei gefordert? Den Gästefans auffälliger Vereine müsse der Zutritt erschwert werden, sind sich die Nutzer einig: Wie etwa "notarius": "Nur noch personalisierte Tickets für Gästefans. Anreise nur über festgeschriebene Routen, zu Parkplätzen weiter weg vom Stadion. Von dort mit Pendelbussen zu abgesperrten Bereichen bis vor den Gästeblock. Wer sich nicht daran hält, darf keine Möglichkeit haben ins Stadion zu kommen." Auch "slowhand68" spricht von schärferen Einlasskontrollen, personalisierten Eintrittskarten und einer schärferen Videoüberwachung in den Stadien "Denn die Sicherheit der Zuschauer muss oberste Priorität haben."

Ultras haben sich um jede Glaubwürdigkeit gebracht

Einvernehmlich ist die Internetgemeinschaft allerdings, wenn es um die BVB-Chaoten geht. "Das sind weder Fans noch Anhänger, das sind kriminelle Straftäter" spricht slowhand68 die Meinung vieler Internet-Nutzer aus. Diese sprechen sich einvernehmlich auch für hohe Strafen gegen die Problem-Fans aus. Denn "lächerliche Geldstrafen werden aus Sammelkrawallkassen bezahlt. Stadionverbote werden als Ritterschlag empfunden" ist sich "Berat1" sicher.

Auch die Positionen der beiden größten Fan-Blogs der Ruhrgebiets-Vereine gehen in diese Richtung: Sowohl "Schwatzgelb" als auch "Web0.4" fordern Strafen gegen die Randalierer. Und eine Selbstreinigung innerhalb der Ultra-Gruppierungen. Auch damit die für emotionale Vereins-Gesänge und Einlauf-Choreografien berühmten Fans sich nicht noch weiter ins Abseits katapultieren. Bei "williwieben" haben sie das bereits: "Die haben sich durch mangelnde Abgrenzung zu den Randalierern in den eigenen Reihen und der ewigen Verteidigung der Fankultur selbst um jede Glaubwürdigkeit gebracht."