Gelsenkirchen. Greenpeace-Aktivisten demonstrierten am Dienstagabend gegen den Schalke-Sponsor „Gazprom“. Doch die meisten Schalke-Fans teilen die Kritik nicht. Sie sind sauer über die Unterbrechung des Spiels. Womit der Hauptsponsor seine Milliarden verdient, ist für die Befragten zweitrangig.

Vier Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace demonstrierten am Dienstagabend gegen den Schalke- und Uefa-Sponsor „Gazprom“. Sie rollten vor der Haupttribüne im Baseler Stadion ein 30 Meter breites, gelbes Plakat aus. Aufschrift: „Gazprom – don’t foul the arctic“ („Gazprom – verschmutzt die Arktis nicht“). Darunter, in kleineren Lettern, „act.gp/hoppSchalke“, die Facebook-Adresse von Greenpeace Schweiz.

Auf Internet-Plattformen wird nun heftig diskutiert. Dabei kommen auch für den Bundesligisten FC Schalke 04 unangenehme Fragen auf den Tisch, zum Beispiel die: „Vielleicht wäre die bessere Reaktion, als sich über Greenpeace zu ärgern, die Sponsorenwahl zu hinterfragen?“ Andere halten dagegen und kritisieren die Greenpeace-Leute als „Möchtegern-Weltverbesserer“.

Keine Kritik am Schalke-Hauptsponsor

Auch in Gelsenkirchen ist die Abseilaktion im Stadion Thema auf der Straße. „Ich fand die Aktion Sch ..., weil das Spiel unterbrochen wurde“, sagt eine Gelsenkirchenerin, die sich mit Schalke-Rucksack als Fan outet. In die gleiche Kerbe haut ein Augenzeuge, der am Dienstag in Basel dabei war: „Die Aktion hätte eine halbe Stunde vor dem Anpfiff stattfinden sollen, dann hätten die Fans denen das nicht übel genommen.“

Doch Kritik am Schalke-Hauptsponsor Gazprom? Fehlanzeige. Es ist für die Befragten zweitrangig, womit der Geldgeber seine Milliarden verdient. Da dürfe man nicht den moralischen Zeigefinger heben, sondern müsse das rein geschäftlich sehen, findet ein Geschäftsmann. „Das Geld von Gazprom ist für den Verein wichtig, um gute Spieler einzukaufen, zum Beispiel einen neuen Torwart“, merkt die Rucksack-Trägerin an.

Äußern uns nicht zu politischen Themen

Der russische Gaskonzern, dem die Bohrinsel Priraslomnaja gehört, auf der die Greenpeace-Aktivisten am 18. September verhaftet wurden, investiert viel Geld in den Fußball. Auch, um sein Image aufzubessern. Seit Herbst 2012 sponsert er die Champions League – angeblich mit 40 Mio. Euro im Jahr. Der Vertrag geht noch bis 2015.

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Der FC Schalke soll laut Handelsblatt bis zu 18 Mio Euro im Jahr erhalten. Und was sagt der Bundesligist zu seinem Geldgeber? „Unser Hauptsponsor Gazprom ist für den FC Schalke 04 ein wichtiger Partner, mit dem uns seit Januar 2007 eine zuverlässige und konstruktive Partnerschaft verbindet, die vertraglich noch bis 2017 geregelt ist.“ Zum Protest im Stadion will man nicht Stellung beziehen: „Es ist nicht die Absicht des Vereins, sich zu politischen Themen zu äußern.“

Wie eine große Sportzeitung schrieb, ist Schalke-Manager Horst Heldt Greenpeace-Fan.