Gelsenkirchen.. Eine Ausstellung im Gelsenkirchener Wissenschaftspark zeigt das Wirtschaftswunder des Ruhrgebiets. Fotojournalist Hans Rudolf Uthoff (86) hat eine berührende Auswahl zusammengestellt, entstanden in den Jahren 1950 bis 1969.
Was macht der Maschinist, der Schmelzer, der Dreher nach der Schicht? Wie lebt er, wie lebt es sich im Ruhrgebiet? Berührende Antworten bekommt der Betrachter bei der Werksschau „Tief im Westen“ des Fotografen Hans Rudolf Uthoff – zu sehen ab Samstag, 14. September. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr im Wissenschaftspark, Munscheidstraße 14. (Finissage: 2. November).
Die Ausstellung ist ein eindrucksvolles Panoptikum deutschen Lebensgefühls zwischen brodelndem Hochofen und gurrendem Taubenschlag, zwischen Zeche und Zechen, Schmiere und Sonntagsanzug. Tausende Bilder hat der gelernte Glasmaler (Dombauhütte Köln) für verschiedene Werkszeitschriften in den 1950er- und 1960er Jahren im Kohlenpott gemacht; technische Reportagen sollten es werden, doch der Mann mit dem meisterlichen Auge für die Geschichte hinter dem Offensichtlichen hat aus den Aufträgen Sozialstudien gemacht. Und so sind seine Bilder, ein kaum in Geld aufzuwiegendes, analoges Gedächtnis der Region – „eben das Leben“, wie der 86-Jährige lächelnd sagt, übrigens ein Autodidakt.
Schon dreimal auf der World-Press-Foto
Uthoffs Schwarz-Weiß-Fotografien künden vom hart erarbeiteten Wirtschaftswunder – von Modenschauen, Gokart-Rennen und vom Wasserski-Fahren auf der Ruhr mit Fassbrettern unter den Füßen – aber eben auch „vom völlig verdreckten Kumpel Birol“. Trotz völliger Erschöpfung legt der Türke sich nach der Schicht in der Kaue die rechte Hand aufs Herz und strahlt sein schönstes Feierabendlächeln. Stilvoller lässt sich der Malocher-Mythos wohl kaum einfangen.
Hans Rudolf Uthoff, gebürtiger Hannoveraner, ist weit herumgekommen in der Welt. Über 120 Länder hat er für seine Reportagen bereist. Und: Er hatte sie alle, alle vor der Kamera: den Schah von Persien ebenso wie Konrad Adenauer oder auch Diven wie Juliette Gréco.
Übrigens: Nicht viele Fotografen durften ihre Arbeiten jemals auf der World-Press-Foto, d e m Fotowettbewerb in der Welt, zeigen. Uthoff erhielt den Ritterschlag gleich dreimal.