Gelsenkirchen. Die Hese Maschinenfabrik in Gelsenkirchen ist mit dem Bergbau groß geworden. Sie bewegt längst weltweit „alles, was man auf einen Haufen kippen kann.“ Zu 100 Prozent läuft die Fertigung an der Magdeburger Straße in Gelsenkirchen.

Andreas Lojewski ist Ingenieur. Genauer: Maschinenbauer mit Leib und Seele. Aber Lojewski ist auch Unternehmer – aus Überzeugung und mit ganzem Einsatz. „Ich habe mal nach dem Studium zwei Jahre bei Babcock in Oberhausen gearbeitet.“ Großbetriebe mit ihren Hierarchien, stellte er damals fest, sind nicht sein Ding.

Schnell entscheiden, Maschinen entwickeln und Entwürfe eigenständig umsetzen, auf Marktsituationen reagieren können, kreativ sein – das waren die Herausforderungen, die der 50-Jährige lieber suchte. Mit dem Anspruch landete er bei Hese. Seit über 100 Jahren produziert die Maschinenfabrik für den Bergbau. Seit 1993 bringen sie von Schalke aus weltweit Förderbänder auf Touren. Vor ein paar Jahren hat Lojewski 10 % der Anteile übernommen, 2012 dann 100 % – und damit das volle unternehmerische Risiko. Eigentlich, sagt er, bewege Hese alles, „was man auf einen Haufen kippen kann“.

Präzisionsarbeit mit Ultraschall

Die Firma ist mit dem westdeutschen Steinkohlebergbau groß geworden. Um den Status quo zu halten oder zu wachsen, reicht das längst nicht mehr. Zumal im nationalen Bergbau das Ende terminiert ist. Also hat sich Hese international orientiert. Von Schalke raus auf alle Kontinente. „Wir sind Marktführer in Deutschland, aber auch weltweit an der Spitze.“

Der Konkurrenz setzen Lojewski, sein stellvertretender technischer Leiter Rainer Schuten und Vertriebschef Christian Rausch vor allem individuelle Lösungen und Qualität entgegen. Mit Toleranzen im Hundertstel-Millimeter-Bereich arbeitet man bei Hese. Schweißnähte werden mit Ultraschall geprüft, zu jedem Stück gibt es eine aufwendige Begleitdokumentation. „Es darf keine Fehler geben. Das ist das Mindeste, was stimmen muss. Sie finden immer einen auf der Welt, der etwas schlechter und billiger machen kann. Aber solche Dinge werden nicht allein über den Preis bestellt.“

Fertigung in der Heimat

Solche Dinge, das sind Förderbandtrommeln mit bis zu 2,5 Meter Durchmesser, rund 1000 Stück produziert Hese pro Jahr. Das sind auch bis zu sechs Meter lange Walzen, das sind ebenso komplexe, kilometerlange Band-Systeme für die Beschickung von Hochöfen oder den Unter-Tage-Transport von Kohle in Verbundbergwerken.

Zu 100 Prozent läuft die Fertigung im Übrigen an der Magdeburger Straße. „Wir produzieren keine Serie. Walzen, Trommeln, Achsen – alles unterschiedlich, alles Stückzahl eins, eben ganz spezifisch für den Kunden“, sagt Lojewski.

Der Umbau und die Ergänzung des Materialbahnhofs auf der RAG-Zeche Ibbenbühren („einer der letzten größeren derartigen Aufträge in Deutschland“) steht aktuell an, für die Beschickung von Kraftwerken in Südafrika oder der Türkei hat Hese ebenso die Technik geliefert wie für 70 neue Koksöfen in einem Duisburger Stahlwerk oder zuletzt für eine anspruchsvolle Untertage-Verbindung zwischen zwei Bergwerken in Tschechien. Acht Kilometer lang, ausgetüftelt und gebaut in Schalke. „Wir haben insgesamt 85 Lastwagen mit dem Material nach Tschechien geschickt“, sagt Andreas Lojewski. Rund zwölf Millionen Euro Volumen hat der Auftrag. Und: „Geliefert wird schlüsselfertig.“

100 Mitarbeiter produzieren im Zweischicht-Betrieb 

Am Standort belegt Hese zwei Produktions-Hallen auf 30.000 m² Grund, einen Kilometer weiter noch mal ein 3000 m² großes Gelände für die Endmontage.

Andreas Lojewskis Ziel ist langfristig, den Betrieb vor Ort auszubauen. Im Zweischicht-Betrieb arbeiten rund 100 Beschäftigte, davon „60 Leute in der Produktion einschließlich der weltweit tätigen Monteure und 25 im technischen Büro“. Allein 2013 hat Lojewski fünf neue Auszubildende eingestellt.

Sprachrohr für 17 Unternehmen und 2000 Arbeitnehmer

Auch bei Praktikanten ist Hese gefragt – fürs Maschinenbaustudium. „So viele Unternehmen, die alle Grundfertigkeiten bieten, existieren ja auch nicht mehr.“ Knicken, stanzen, sägen, Bleche fertigen, schweißen, drehen, fräsen – an der Magdeburger Straße gibt es all das unter einem Hallendach. „Vor Jahrzehnten“, sagt der Firmenchef, habe es im Ruhrgebiet „alle paar Kilometer so einen Laden gegeben“. Vorbei. Heute hat Hese Exoten-Status.

17 Unternehmen mit rund 2000 Arbeitnehmern sind im Arbeitgeberverband der Eisen- und Metallindustrie Emscher-Lippe Mitglied. Andreas Lojewski, Firmenchef der Hese Maschinenfabrik, gehört zum Verbands-Vorstand. Dr. Christopher Schmitt, Geschäftsführer der drei regionalen Arbeitgeber-Verbände Emscher-Lippe, und Rechtsanwältin Veronica Jonas, traten jetzt zum Sommerbesuch in der Schalker Produktion an. Die Verbände verstehen sich als Dienstleister, Interessenvertreter und Sprachrohr für die Unternehmen – dazu gehören für Schmitt und Jonas auch regelmäßige Kontakte und Eindrücke vor Ort.