Gelsenkirchen. . Ein halbes Jahr nach unserer Berichterstattung über die Gelsenkirchener Exklave auf Bochumer Gebiet haben wir uns umgeschaut. Die Insel ist mittlerweile zum Wildland geworden. Das Schild, das die Eigentümerin, die Deutsche Gartenbau GmbH, im Februar dort aufgestellt hatte, ist fast überwuchert. Für diese war die Insel ein marketingtechnischer Glücksfall.

Erinnern Sie sich noch an die Gelsenkirchener Insel? Anfang des Jahres berichteten wir darüber. Über dieses vergessene Stückchen Land auf Bochumer Gebiet, das eigentlich zu Gelsenkirchen gehört. Bei Neuvermessungen in den Siebziger Jahren hatte man das Stückchen Land am Ende der Evastraße in Hordel vergessen. Bis heute ist und bleibt es ein Teil von Ückendorf. Etwa ein halbes Jahr nach der Berichterstattung ist Gras über die Sache gewachsen. Ziemlich viel sogar.

Was war das damals ein Medien-Trubel vor dem Haus von Hildegard Wischnak und Bernhild Matamoros. Die beiden Damen wohnen gleich gegenüber der Insel und hatten nach unserem WAZ-Bericht plötzlich TV-Reporter und Radioredakteure vor der Haustür stehen. Heute hat sich die Aufregung gelegt. „Hier ist keiner mehr zu sehen“, sagt Hildegard Wischnak. „Neulich waren Leute da, die wollten ein Stück Land pachten“, berichtet die 79-Jährige. „Aber als die das ganze Unkraut gesehen haben, sind die gleich wieder umgedreht.“ Tatsächlich: Die Insel ist mittlerweile zum Wildland geworden. Das Schild, das die Eigentümerin, die Deutsche Gartenbau GmbH, im Februar dort aufgestellt hatte, ist fast überwuchert. Für diese war die Insel ein marketingtechnischer Glücksfall. Ihre Gartenflächen auf dem Stück Land wollten sie dank des Insel-Effekts schneller an den ein oder anderen Hobby-Gärtner bringen. Bis zum Sommer sollten auf der bislang öden Wiese Zucchini, Tomaten und viele bunte Blümchen gewachsen sein. Was ist passiert?

Interessenten

„Es gab eine Interessentin, die das komplette Stück kaufen wollte, um dort Mini-Farming zu betreiben“, berichtet Niels Hardorp, Geschäftsführer der Deutschen Gartenland. „Doch sie hat am Ende leider doch nicht unterschrieben.“ Dabei habe es nach der Berichterstattung laut Hardorp viele Interessenten für die Insel gegeben. Die ca. 3000 m² große Fläche kostet 9 Euro pro Quadratmeter, also rund 27.000 Euro. Vielleicht ist das Gärtnern unter der Hochspannungsleitung für den Preis doch nicht so attraktiv? „Es mag nicht ganz so gemütlich sein, wie in einer offenen Landschaft“, gibt Hardorp zu. „Dennoch ist das Gelände ideal, um dort anzubauen oder auch um Tiere, etwa Hühner, zu halten.“

Anwohnerin Hildegard Wischnak würde sich wünschen, dass das Unternehmen zumindest die Wiese mäht, das Land in Schuss hält. „So, dass es wieder anständig aussieht.“ Niels Hardorp verspricht: „Wir werden in den nächsten Tagen mähen.“ Er hofft, dass sich dann vielleicht der ein oder andere Gartenfreund meldet, der doch noch Interesse hat.