Essen.

So lässt sich leicht rauben: Wenn Täter und Opfer gemeinsame Sache machen, ist fast jedes Risiko ausgeschlossen. Ein weiterer Fall aus dem Komplex „Supermarkt-Überfälle“ beschäftigt seit Mittwoch das Landgericht Essen. Angeklagt ist diesmal eine 31 Jahre alte Gelsenkirchener Mitarbeiterin von Lidl.

Das einzige Risiko bei einer derartigen Masche sind die Mittäter. Ausgerechnet der Räuberhauptmann war es, der nach seiner Verurteilung wegen anderer Taten eine Lebensbeichte ablegte, 150 Taten gestand und 30 Komplizen belastet. So macht man sich in der Szene keine Freunde, und deshalb müssen Zuschauer bei seinem Zeugenauftritt eine körperliche Durchsuchung durch Justizwachtmeister hinnehmen, bevor sie in den Saal kommen. Dort erleben sie Claudio P. (34), wie er von Raubüberfällen erzählt, als berichte er dem Gericht von einem Spaziergang.

Erster Fall aus dem Jahre 2006

Sein Gedächtnis reicht weit zurück. Angeklagt ist die 31-Jährige für drei Taten, die erste aus dem Jahre 2006. Von ihrer Lebensgefährtin sei der Vorschlag gekommen, die kombinierte Post-/Sonnenstudiofiliale an der Ückendorfer Straße zu überfallen, erzählt Claudio P.. Dort arbeite auch eine eingeweihte Bekannte von ihr. Am 23. Mai 2006 drangen Claudio P. und ein Komplize ein. Aus Sicht des Räubers ein einfacher Job: „Die Postmitarbeiterin ging sofort zum Tresor und öffnete ihn. Dann stellte sie sich an die Wand, damit wir sie fesseln.“ 60.000 Euro holte P. aus dem Tresor. Je 15 000 Euro hätten die Angeklagte und die Postmitarbeiterin bekommen.

Etwas mehr als ein Jahr später schlug die 31-Jährige laut Anklage den Lidl-Markt am Kärntner Ring vor, wo sie als Verkäuferin arbeitete. Zum Schein ließ sie sich fesseln, als die maskierten Räuber am 3. Dezember 2007 in die Filiale kamen. Eine zweite Verkäuferin, die nicht eingeweiht war, wurde ebenfalls gefesselt. 39.000 Euro betrug die Beute.

Die dritte Tat fand am 2. März 2010 statt. Dabei soll sie die Räuber auf eine lohnenswerte Gelegenheit im Lidl-Markt am Festweg hingewiesen haben. Der Tipp erwies sich als goldrichtig. 50.000 Euro holten die Täter aus der Filiale.