Essen. . Leichtes Spiel hatten die Räuber, die am 2. März 2010 den Lidl-Markt in Ückendorf überfielen. Zwei der drei überwältigten Mitarbeiterinnen sollen eingeweiht gewesen sein, wurde am Freitag im Prozess gegen einen der Räuber bekannt. Dreieinhalb Jahre Haft bekam er.

„Machen Sie so einen Quatsch nicht noch einmal“, gab Richter Martin Hahnemann dem Angeklagten am Ende der Urteilsbegründung mit auf den Weg. 38 Jahre alt ist der Angeklagte, den die XVI. Essener Strafkammer am Freitag zu dreieinhalb Jahren Gefängnis wegen schweren Raubes verurteilte. „Bis heute galt er als unbescholtener Bürger“, kommentierte Hahnemann, dass der Gelsenkirchener erst in einem für Straftäter vergleichsweise hohen Alter sein erstes Verbrechen beging.

Es war nicht das einzige Ungewöhnliche an dem Überfall auf den Lidl-Markt am Festweg in Ückendorf. Am Abend vor dem 2. März 2010 hätten die Räuber sich mit zwei Mitarbeiterinnen der Filiale getroffen, erzählten der Angeklagte und eine der Frauen, 25 Jahre alt. Tipps gab es da, am nächsten Tag nach der Tat soll eine der Frauen auch den Fluchtwagen gefahren haben. 10.000 Euro soll ihnen gemeinsam für die Hilfe versprochen worden sein. Immerhin 50.000 Euro hatten die Räuber aus dem Laden geholt.

Der Fall gehört zu einem großen Tatkomplex, von dem die Staatsanwaltschaft eher zufällig erfuhr. Informiert hatte sie Claudio P., der vor wenigen Jahren zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Anschließend meldete er sich aus freien Stücken bei der Polizei und legte eine Lebensbeichte ab, mit der er viele Komplizen belastete – unter ihnen auch der am Freitag verurteilte Gelsenkirchener. 100 Raubüberfälle mit 30 verdächtigen Tätern gelten seitdem polizeilich als aufgeklärt.

Mit Skimützen maskiert

Die Masche klang auch am Freitag vertraut. Nachdem die Räuber einige Dachpfannen abgetragen hatten, stand ihnen der Weg in den Supermarkt offen. Maskiert mit Skimützen warteten sie, bis Mitarbeiterinnen kamen. Sie fesselten die Frauen mit Kabelbindern, ließen sich den Tresor öffnen. Mit Hammer und Meißel brach einer der Räuber die jeweiligen Geldfächer auf.

Mit den dreieinhalb Jahren Haft ging die XVI. Essener Strafkammer nur um ein halbes Jahr über die Mindeststrafe für diesen schweren Raub hinaus. Richter Hahnemann lobte, dass der Angeklagte seit der Tat sein Leben geändert und Verantwortung für sein Kind übernommen habe.

Offenbar wertete das Gericht den Überfall, in den der 38-Jährige durch verwandtschaftliche Beziehungen hineingerutscht sei, als einmaligen Ausrutscher. Gegen eine der Lidl-Mitarbeiterinnen ist bereits Anklage erhoben worden, gegen die andere wird noch ermittelt. Beide arbeiten nicht mehr bei der Supermarktkette.