Essen/Gelsenkirchen.
In nur drei Monaten hatte er mehrfach Kinder gegen Geld an einen Pädophilen aus Köln verkauft. Dafür soll der 22 Jahre alte Gelsenkirchener jetzt für eine lange Zeit ins Gefängnis. Sieben Jahre Haft forderte Staatsanwalt Gabriel Wais am Freitag vor der V. Essener Strafkammer. Urteilen will das Gericht aber erst am kommenden Freitag.
„Das Schicksal der Kinder war ihm egal“, bewertete der Ankläger die Gleichgültigkeit, mit der der Angeklagte das Vertrauen der Jungs aus seiner Nachbarschaft missbrauchte. 30 Euro für sexuelle Handlungen bekamen die zwölf bis fünfzehn Jahre alten Kinder von dem Kölner, der 22-Jährige bekam für seine Zuhälterdienste bis zu 125 Euro. Wais: „Es ging ihm nur ums Geld.“
Den 35 Jahre alten Kölner Pädophilen hatte die V. Strafkammer vor einem halben Jahr zu vier Jahren Haft verurteilt. Diese Entscheidung ist aber noch nicht rechtskräftig, weil Staatsanwalt Wais, der damals neun Jahre gefordert hatte, Revision eingelegt hat. Das Urteil gegen den 22-Jährigen sollte ein wenig niedriger liegen als sein Antrag gegen den Kölner, sagte Wais, der auch eine andere Gewichtung als möglich einstufte: „Was ist schlimmer: Trieb oder Gier?“ In knappen Worten umriss er, wie leicht es dem Pädophilen gemacht wurde: „Andere müssen weit weg fahren, um Kinder zu missbrauchen. Der Kölner musste nur bis Gelsenkirchen.“
Dreh -und Angelpunkt
Opfer-Anwältin Regina Sossin warf dem Angeklagten vor, die Kinder zu Unrecht in ein falsches Licht gestellt zu haben, um sich selbst zu entlasten. Er stelle sich als Opfer dar, weil angeblich die Kinder auf die Sex-Kontakte gedrängt hätten. Regina Sossin widersprach dieser Sichtweise vehement: „Er war kein Opfer, sondern der Dreh- und Angelpunkt. Er kannte die Kinder, die Ihm vertrauten, mit denen er Fußball spielte.“
Verteidiger Werner Münnemann, der meinte, die einzelnen Taten im Plädoyer detailliert schildern zu müssen, bat um Milde für seinen Mandanten. Die ganze Angelegenheit sei dem Angeklagten aus dem Ruder gelaufen. Die Strafe müsse unter den vier Jahren Haft für den Kölner liegen.