Gelsenkirchen. Weil sie im April vergangenen Jahres mit dem notwendigen fingerspitzengefühl eine alte Dame davor bewahrt hat, zwei mutmaßlichen Betrügern 3000 Euro von ihrem Konto zu „leihen“, wurde die Gelsenkirchenerin Corinna Nitschkowski jetzt von der Polizeipräsidentin des Kreises RE, Friederike Zurhausen, offiziell gelobt.

Corinna Nitschkowski hat alles richtig gemacht. Mit gesundem Misstrauen, nötigem Fingerspitzengefühl und entschlossenem Handeln hat sie eine Straftat vereitelt. Dafür wurde die Bankkauffrau von der Polizeipräsidentin des Kreises Recklinghausen, Friederike Zurhausen, offiziell „belobigt“.

Bereits seit 1997 ist die Finanzberaterin bei der Volksbank Ruhr Mitte beschäftigt. Am 12. April letzten Jahres aber stellte sich der 35-Jährigen eine Situation dar, die sie stutzig machte. „Es kam eine 86-jährige Kundin in die Geschäftsstelle in der Gladbecker Innenstadt, legte einem Kollegen von mir Kontoauszüge vor und sagte, sie wolle von dem Konto 3000 Euro abheben“, erzählt die Gelsenkirchenerin, die in Gladbeck arbeitet.

Nicht genügend Geld auf dem Konto

Da so viel Geld aber nicht auf dem Konto war, holte der Bankmitarbeiter die zuständige Beraterin – Corinna Nitschkowski. „Mir war der Name der Kundin zwar bekannt, aber die Dame ist normalerweise der Filiale im Stadtteil Gladbeck Mitte-Ost zugeordnet und tätigt auch dort ihre Bankgeschäfte“, sagt die 35-Jährige. Also griff sie zum Telefonhörer und vergewisserte sich in der dortigen Filiale, dass es sich tatsächlich um die langjährige Kundin handelt.

„Mir kam das alles ausgesprochen merkwürdig vor und ich fragte die Dame, wofür sie denn die 3000 Euro brauche.“ Die Summe müsse sie jemandem leihen, der in einer Notlage sei, war die Antwort. Da das Konto in der Höhe aber nicht gedeckt war, gab Corinna Nitschkowski das Geld nicht frei. Die betagte Dame verließ daraufhin die Niederlassung.

Bankkauffrau blieb hartnäckig

Erneut setzte sich die Bankkauffrau mit der zuständigen Filiale in Verbindung und erfuhr, dass die 86-Jährige immer in Begleitung einer Nachbarin ihre Bankgeschäfte erledigt und immer in ihrem Stadtteil. Als nach einer halben Stunde die Kundin wieder erschien und die 3000 Euro abheben wollte, hakte Corinna Nitschkowski intensiver nach. „Wollen Sie das Geld an Ihre Familie verleihen?“ Antwort: „Nein.“ Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass sie die Summe zwei Männern geben wollte, die sie erst seit wenigen Tagen kannte.

„Aber Sie müssen doch niemandem Geld geben, den sie gar nicht richtig kennen“, redete die Finanzberaterin beruhigend auf die Frau ein, die „sichtlich unter Druck stand.“ Sie habe doch versprochen, zu helfen. Die Gelsenkirchenerin ließ nicht mehr locker. Auf die Frage, warum die Kundin denn nicht - wie sonst immer - in ihre Filiale gegangen sei, um das Geld abzuheben, sagte die 86-Jährige, sie sei von zwei Männern zur Geschäftsstelle in der Stadtmitte gefahren worden.

Kurz entschlossen bat Corinna Nitschkowski einen Kollegen, mit ihr zusammen die Seniorin aus der Bank zu dem Auto zu begleiten, in dem die Männer warteten. Gesagt, getan. Doch als die drei ins Sichtfeld der Männer kamen, hörte man nur noch das Motorengeräusch.

Täter wurden nicht gefasst

„Wie ich später von der Polizei erfahren habe, traten die beiden Männer als Teppichhändler auf und hatten die Kundin gedrängt, drei Teppiche zu kaufen. Außerdem hatte eine Nachbarin die Beobachtung gemacht, dass die 86-Jährige zu zwei Männern ins Auto eingestiegen war.

„Die gesamte Situation in der Bank hat mich stutzig gemacht“, sagt die junge Bankkauffrau. Das Schwierige sei gewesen, an genügend Informationen zu kommen, ohne aufdringlich zu werden. „Schließlich kann ja jeder mit seinem Geld machen, was er möchte.“ Schade sei, dass die Polizei die Täter nicht hat fassen können. „Aber immerhin konnte ich für die Kundin 3000 Euro retten“, freut sich Corinna Nitschkowski.