Gelsenkirchen.

Es geht um das künftige Zusammenleben im Alter und um viel Geld. Genauer gesagt, um fast fünf Millionen Euro. In sechs ausgewählten Quartieren in der Stadt soll ein Netzwerk entwickelt und geknüpft werden, das es Menschen ermöglicht, möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden und in ihrem gewohnten Umfeld zu leben.

Worum geht es?

Das Gelsenkirchener Projekt Quartiersnetz ist neben zwölf weiteren in die engere Wahl für die millionenschwere Förderung des Bundesministerium für Forschung gekommen. 78 Städte hatten sich beworben. In Gelsenkirchen hat mit wissenschaftlicher Begleitung jetzt die dreimonatige Testphase begonnen. Im Awo-Haus an der Grenzstraße entwickelten gestern 115 Senioren sowie Teilnehmer aus den Seniorenverbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erste Ansätze.

Wer ist federführend?

Neben der Stadt Gelsenkirchen sind dies die Fachhochschule Dortmund und die Universität Vechta sowie das Seniorennetz Gelsenkirchen. Prof. Dr. Sabine Sachweh: „Wir machen aber keine Vorgaben, sondern nehmen Vorschläge von den Menschen aus den Quartieren auf.“ Dies sind z.B. praktische Dinge, wie warum gibt es so viele Fernbedienungen. Eine tut es auch.

So soll es umgesetzt werden

Über die Fachhochschule wurden und werden Diskussionen mit den produzierenden Unternehmen geführt. Die Erkenntnisse aus den Quartieren sollen so zum Beispiel in seniorengerechte Technik umgesetzt werden. Prof. Dr. Sachweh, Professorin für angewandte Softwaretechnik: „Die Unternehmen ziehen mit. Sie haben ein großes Interesse daran, ihre Produkte bedarfsgerechter zu gestalten.“

Warum in Gelsenkirchen?

Es gibt seit 2005 bereits gut funktionierende Netzwerke. Außerdem gibt es in der Stadt Quartiere, die aufgrund ihre Zusammensetzung und Sozialstruktur Rückschlüsse für die Netzwerkbildung im gesamten Ruhrgebiet zulassen. Prof. Dr. Harald Rüßler (62): „Das Pilotprojekt Quartiersnetz wird gerade wegen seiner landesweiten Bedeutung vom Regionalverband unterstützt. Die Ergebnisse sollen in allen 53 Ruhrgebietsstädten Einfluss finden.“

Wie es weiter geht

Bis Ende August wird die Bestandsaufnahme von und mit den Bewohnern der Quartieren gemacht und gesammelt. Daraus sollen Netzwerke wie etwa Nachbarschafstreffs und Dienstleistungskooperationen geknüpft werden. Dazu werden in den Quartieren Anlaufstellen eingerichtet. All dies wird ausgewertet und am 8. und 9. Oktober im Ministerium präsentiert. Gutachter entscheiden dann, ob das Gelsenkirchener Vorhaben gefördert wird.

Wenn es nicht klappt

Dann werden wir das Vorhaben in nur vier Quartieren und um einiges kleiner selbst durchführen. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen es machen““, sagt der Seniorenbeauftragte der Stadt, Dr. Wilfried Reckert.