Gelsenkirchen. . Seit dem Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 gibt es über 40 Gelsenkirchener, die Privatzimmer oder Ferienwohnungen vermieten. Sie haben kreative Konzepte gegen Leerstände gefunden.

Schokolade aufs Kissen legen kann jedes Zimmermädchen. Bei Marion und Bernd Mauß gibt’s für Gäste ein Betthupferl extra – etwa Kultur-Tipps oder Kaffee am Werkstisch. Wer es als Gast in einer Stadt originell und persönlich mag, mietet sich in ein Privatzimmer ein. Über 40 Gelsenkirchener bieten Wohnungen oder Zimmer zur Kurzmiete an – der Markt wächst, denn wachsende Leerstände zwingen Eigentümer zu neuen Geschäftsideen.

Mitten im Grünen wohnen Marion und Bernd Mauß – zusammen mit stetig wechselnden Gästen. Gleich neben ihrem Zuhause können sich Besucher in eines der drei Zimmer oder in die Ferienwohnung einmieten. „Wechselnde Gäste zu haben ist besser, als einen dauerhaften Mieter, mit dem man sich nachher nicht mehr versteht“, finden sie.

Gelsenkirchener Leerstandsquote über Landesdurchschnitt

Auch Familien wie die Webers bieten Gästezimmer an. „Bevor eine Wohnung leer steht, kann man sie besser als Privatzimmer anbieten“, weiß Ellen Nürnberg, die für ihren Vater Rudolf Weber die Organisation übernommen hat. Zumal die aktuellen Zensus-Zahlen zeigen: Mit 6,6 % liegt die Gelsenkirchener Leerstandsquote weit über dem Landesdurchschnitt von 3,7 %.

So wird aus leerstehendem Wohnraum ein Geschäft, mit dem man sich jedoch nicht festlegen muss. „Reich wird man damit aber nicht“, sagt Nürnberg. Dafür wohnen Gäste günstig: Die Preise für ein Privatzimmer liegen meist zwischen 16 und 25 Euro – weit weniger als ein durchschnittliches Hotelbett. Die Auslastung hänge stark vom Wetter und von Veranstaltungen in der Arena ab.

„Man lernt viele nette Menschen kennen“

Familie von Borczyskowski hat sich ebenfalls entschlossen, die freien Räume an Monteure oder Touristen zu vermieten. „Sie besuchen Familienangehörige, den Zoo oder Spiele auf Schalke“, sagt Nina von Borczyskowski. Rüpelhafte Gäste, die die Räume verschmutzen, kenne sie nicht. „Tagsüber gehen sie entweder arbeiten oder machen Ausflüge.“ Den Wechsel der Gäste sieht von Borczyskowski als Bereicherung: „Man lernt viele nette Menschen kennen.“

„Während des Kultuhauptstadtjahrs 2010 ist das Angebot hochgeschossen“, weiß Markus Schwardtmann, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. „Seitdem ist das Angebot konstant geblieben.“ Das Stadtmarketing unterstützt die Vermieter über ihre Internetseite, auf der alle Anbieter aufgelistet sind. Schließlich prägen nette Gastgeber das Bild einer Stadt – und stärken so ihr Image.

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