Gelsenkirchen. . Anna und Paul Alexander Jäger aus Gelsenkirchen feiern die Gnadenhochzeit. Sie lernten sich in der Straßenbahn kennen und heirateten im Krieg. Mit über 90 Lebensjahren wurden beide gemeinsam alt und genießen jede gemeinsame Stunde.

Zum 60. Ehejubiläum, der Diamantenhochzeit, sagt man, dass die Ehe nun so stark wie ein Diamant sei und sie nichts mehr zerstören kann. Doch was ist dann die Steigerung, die Gnadenhochzeit? Anna und Paul Alexander Jäger sind 70 Jahre verheiratet und „ein gutes Beispiel, die Flinte nicht zu schnell ins Korn zu werfen“, sagt Tochter Marianne.

Eine Bahnfahrt mit Folgen

Es ist im Juli 1939, als die 17-jährige Anna mit der Straßenbahn von Bülse nach Buer fahren wollte. Dieses Mal setzte sie sich nicht auf einen der vielen freien Plätze, sondern stellte sich auf den Kassiererplatz neben dem Schaffner. „Ich hatte eine Edelweißbrosche an der Bluse. Plötzlich sprach mich ein junger Mann an und fragte, ,Fräulein, sind Sie schon einmal da gewesen, wo diese Dinger wachsen?’. Natürlich log ich und bejahte diese Frage“, sagt die heute 92-Jährige. Bereits damals gefiel Paul Alexander Jäger ihr sehr gut.

Dann ging alles ganz schnell. Die Bahn hielt in Buer Nord an der Post. Dort stiegt Anna aus und wechselte in die Linie 11 nach Gelsenkirchen. Auch hier stellte sie sich wieder auf den Schaffnerplatz, der an der Tür lag. Hinter ihr hörte sie eine Stimme. „Darf ich Ihre Adresse haben?“, fragte Paul Alexander. Schnell schrieb sie alles auf und noch bevor sich die Türen schlossen und die Bahn abfuhr, reichte sie den Zettel hinaus. Zehn Tage später kam die erste Karte bei ihr zu Hause an. Das war der Beginn einer Liebe, bei der die Hochzeit, für damalige Verhältnisse, lange auf sich warten ließ.

Dass die Beiden heiraten wollten, war von Anfang an klar

Sechs Wochen nach dem ersten Treffen wurde der damals 25-jährige Paul Alexander als Soldat nach Frankreich eingezogen. Die Liebesbriefe nach Deutschland erreichten die Gelsenkirchenerin von nun an per Luftpost. Dass die Beiden heiraten wollten, war von Anfang an klar. Durch den zweiten Weltkrieg musste dieser Plan allerdings verschoben werden. Das Paar sah sich von nun an kaum noch. Zwei Jahre kam Paul Alexander nicht mehr nach Hause. 1943 bekam er den lang ersehnten Urlaub. „Schon vorher kamen Briefe, dass er die nötigen Papiere für unsere Hochzeit zusammensucht und den Antrag stellt“, erzählt Anna Jäger. Denn so einfach „weg von der Front“ konnte kein Soldat gehen.

Am 6. Mai 1943 wurde zuerst standesamtlich, am 11. Mai dann kirchlich geheiratet. Von nun an durfte der Soldat dann auch öfter auf Heimaturlaub kommen. „Das war unter anderem ein Grund für die Heirat“, berichtet Anna Jäger. Die Hochzeitreise ging in den Schwarzwald, dann nach Bad Homburg, wie sie die Frau eines in Gelsenkirchen stationierten Soldaten besuchten. Kurz darauf zog Paul Alexander wieder in den Krieg und Anna blieb daheim. Immer mit der Angst, ihren Mann nie wiedersehen zu können. 1944 war der Krieg für den Gelsenkirchener dann zu Ende, ein Schuss traf ihn in den Fuß und Jäger war als Soldat nicht mehr zu gebrauchen. Nun konnte die Familienplanung beginnen. 1945 kommt Sohn Reinhard zur Welt.

Feier im Familienkreis

Die Familie lebt auch heute noch auf dem kleinen Gehöft an der Eckhofstraße, dem Geburtshaus von Anna. Unterstützt wird das Ehepaar durch eine Betreuerin und eine Pflegekraft. Mittlerweile ist der 99-jährige Paul Alexander dement und seine Frau bettlägerig. Trotzdem genießen beide jede gemeinsame Stunde miteinander. Die Gnadenhochzeit wurde im Familienkreis gefeiert. Das Ehepaar hat zwei Kinder, fünf Enkel, eine Schwiegertochter und drei Schwiegerenkel.

Die Ehejubiläen

50 Jahre: Goldene Hochzeit
55 Jahre: Saphir-Hochzeit
60 Jahre:
Diamantene Hochzeit
61 Jahre: Ulmenhochzeit
62 Jahre:
Aquamarinhochzeit
63 Jahre:
Quecksilberhochzeit
64 Jahre:
Himmelhochzeit
65 Jahre:
Eiserne Hochzeit
67,5 Jahre:
Steinerne Hochzeit
70 Jahre:
Gnadenhochzeit (auch Platin- oder Kupferhochzeit)