Gelsenkirchen. . Der alte Bunker am Schillerplatz in Gelsenkirchen-Feldmark ist Geschichte, jetzt ist das Areal wieder so gut wie frei einsehbar. Im Juli wird der Umbau des Platzes beginnen.

Genüsslich zieht Peter Lissowski an der Zigarette, bläst den Rauch gen Himmel und betrachtet zufrieden den meterhohen Schuttberg vor ihm. „Nur noch die Sohle“, sagt er und saugt erneut am Glimmstängel, „dann ist’s geschafft.“

Dann ist der alte Bunker am Schillerplatz in Feldmark Geschichte. Mit Sohle meint der 51-jährige Baggerführer das Fundament des Bunkers aus dem Zweiten Weltkrieg. Doch bis er da ran kann mit seinem gelben 40-Tonnen-Ungetüm, dauert’s noch ein Weilchen. Zunächst müssen die zentnerschweren Brocken aus Blaubeton per Lkw zum Entsorger Remex nach Essen gebracht werden. Sechs Ladungen sind schon weg, gut sechs weitere werden noch folgen – macht gut einhundert Tonnen, erstaunlich viel für einen scheinbar kleinen Schutzraum.

Der widerspenstige Blaubeton

„Die Wände und Decke sind eineinhalb Meter dick“, klärt Peter Lissowski auf, „daher die große Menge Bauschutt.“ Verzögerungen gibt es dennoch nicht, schon weil der Experte der alten Verteidigungsanlage – nun ja – mit schwerem Geschütz zu Leibe rückt. Der drei Meter lange Hydraulikkopf am Arm seines Bagger, 1,5 Tonnen schwer, zermalmt das Hitler'sche Relikt so fix, dass Peter Lissowski sogar aufpassen muss, dass umherfliegende Brocken keine Passanten oder parkende Autos treffen. „Die Decke picke ich als Erstes frei“, sagt der Mann aus Lünen. Klafft da erst einmal ein Loch, sei der Rest nur noch Formsache. Donnerstag, meint er, wird der Schillerplatz wieder frei einsehbar sein. Und ohne Schutt. Trotz des widerspenstigen Blaubetons.

Kleiner Exkurs: Blaubeton wurde durch seine Verwendung für militärische Bauten im Zweiten Weltkrieg bekannt. Er zeichnet sich durch extreme Festigkeit aus. Noch heute wird Blaubeton für Bauten mit Hochsicherheitssystemen eingesetzt – etwa bei Banken.

Abriss kommt schnell voran

Zurück zur Baustelle: Ein Computer im Führerhaus dosiert die Schläge des Hydraulikhammers, zunächst noch „sacht“ wegen der gefährlichen Streuweite der Brocken, später so, dass es „kracht“.

Dass der Abriss so schnell vorankommt, „hat selbst die Bauleitung der Stadt überrascht“, erzählt Peter Lissowski. Ein wenig Stolz klingt in seiner Stimme mit, einen nicht unerheblichen Anteil daran zu haben. Gekonnt ist eben gekonnt, immerhin blickt der Baggerführer auf 35 Jahre Erfahrung zurück.

Ach ja, selbst aus ungeliebten Kriegsrelikten lässt sich noch was Nützliches machen. Die Betonbrocken finden klein(er) gemahlen – sofern nicht mit Schadstoffen belastet – beim Straßenbau wieder Verwendung. Freie Sicht und freie Fahrt in einem sozusagen.