Gelsenkirchen. Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman spricht in der Neuen Synagoge vor 120 geladenen Gästen über Krieg und Frieden, internationale Beziehungen, Schuld und Shoah.

Kantige Personenschützer, Kontrollen, ein wachsames Polizeiaufgebot und eine repräsentative Ansammlung schwerer und schneller schwarzer Limousinen machten Dienstagabend deutlich, dass da ein nicht alltäglicher Gast zu Besuch in Gelsenkirchen war: Der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman kam zu einem Vortrag in die Neue Synagoge an der Georgstraße. Blau-weiße Israel-Fähnchen, Chor-Ständchen und die Hatikva, die israelische Nationalhymne erwarteten ihn – und knapp 120 geladene und gespannte Gäste.

Schalke-Sticker am Revers

Die Jüdische Gemeinde und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen hatten den Botschafter eingeladen. Die Promi-Dichte im Versammlungssaal, darunter der Regierungspräsident, Lokal-, Landes- und Bundespolitiker , war ähnlich hoch wie die Sicherheitsstandards. All das zeigt: Wenn ein ranghoher Vertreter Israels auftritt, wenn es um jüdisches Leben gestern und heute geht, wenn die Sicherheitslage im Nahen Osten Thema ist, dann ist das auch 2013 noch alles andere als ein normaler Arbeitsbesuch. Dafür sind die Vorzeichen zu speziell, nachhaltig geprägt von der Shoah, dem Völkermord an 6 Millionen Juden durch Nazi-Deutschland.

Dabei begann die Gelsenkirchen-Runde wie so viele andere mit einem Kurz-Besuch in der Veltins-Arena. Ein kleines Schalke-Emblem und der Spruch „Wir leben Dich“ zierten das Jacket-Revers des Botschafters, der den Verein schon seit Jugendzeiten kennt. Als Fußballfan wurde ihm Schalke schon lange vor Gelsenkirchen ein Begriff.

Seit gut einem Jahr ist der Vater von drei Söhnen Botschafter in der Bundesrepublik. Ankara, Wien, London und Katar waren seit 1983 seine Diplomaten-Stationen. Doch die Beziehung zu Deutschland ist eine Besondere. Und sie wird natürlich auch an diesem Abend von ihm angesprochen. Vieles hat sich normalisiert, der Austausch auf wirtschaftlicher und touristischer Ebene floriert – doch „die Deutschen müssen wissen, dass es gegenüber ihrem Land immer eine besondere Sensibilität geben wird und Fälle von Antisemitismus in Deutschland immer eine besondere Bedeutung haben werden“, sagt Hadas-Handelsman. Wichtig ist ihm, dass die Erinnerung wach gehalten wird. Für die junge Generation gehe es nicht mehr um Schuld. „Sie ist verantwortlich, nicht zu vergessen. Unsere Völker sind auf immer verbunden durch die Schrecken der Shoah.“ Seine Zukunftsprognose für Frieden und Fortschritt: „Ich empfehle realistisch und ein bisschen optimistisch zu sein.“

Das sagt Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsmann zu:

Syrien:„Dort tobt ein Krieg. Wir machen uns große Sorgen und können leider fast nichts tun. Was passiert, wenn Assad als letzten Ausweg einen Krieg mit Israel beginnt? Er wäre dann wieder der Held der arabischen Welt.“
Friedensprozess: „Die wichtigste Frage ist, ob die Palästinenser bereit sind, Gespräche ohne Vorbedingungen wieder aufzunehmen.“
Entgegenkommen: „Wenn wir Frieden schließen wollen, müssen beide Seiten bereit sein, schmerzhafte Kompromisse einzugehen.“ Und: „Unsere Siedlungen sind kein Hindernis.“
Sicherheit: „Das jüdische Volk wird sich nie auf andere verlassen, wenn es um seine Sicherheit geht.“
Binnensicht: Israel ist eine stabile Demokratie und ein Land der Hochtechnologie.“ Und: „Wir Israelis sind Weltmeister in Selbstkritik.“
Iran: „Eine iranische Atombombe würde die Weltpolitik verändern. Der Iran unterstützt Terrororganisationen wie die Hamas.“