Gelsenkirchen.

Gelsenkirchen hat keine Angsträume, doch Passanten und Anwohner fühlen sich im Umfeld des Bahnhofs belästigt. Und das wirft Fragen auf. Polizeipräsident Rüdiger von Schoenfeldt stand in der LibLoungeGE, dem Stammtisch der Liberalen, Rede und Antwort.

„Die Kriminalität ist nicht deutlich höher, aber es ist das, was an jedem Großstadtbahnhof passiert“, so von Schoenfeldt. Die Schließung des Kontaktzentrums „Nasses Café” an der Husemannstraße habe die Situation verschlimmert. Dort trafen sich Methadon-Patienten, Junkies und Trinker, beides Gruppierungen, die jetzt im Stadtbild unangenehm auffielen, aber von denen keine Gewalt ausging. „Es ist zwar ungemütlich, aber wenn wir ausreichend präsent sind, haben wir das im Griff. Die Lage wird schlimmer beschrieben, als sie tatsächlich ist.“

Polizei habe "kein erfolgreiches Konzept"

Anders verhält es sich mit der dritten Gruppierung. „Das ist die unangenehme und unberechenbare Gruppe. Libanesen und deutsches Gemüse, die an Jugendliche herangehen, sie zu Sechst umkreisen und ihnen das Handy abziehen.“ Von Schoenfeldt räumte ein, dass die Polizei „kein erfolgreiches Konzept“ habe, um das Problem zu lösen. Einen Austausch mit Städten mit ähnlicher Problemlage gibt es nicht. „Wir sind offen für Ideen.“

Eine Ursache für die Gewalt sieht von Schoenfeldt im fehlenden Respekt vor den Polizeibeamten. Immer häufiger würden Polizisten beleidigt und bespuckt, immer öfter müssten sie sich im Einsatz rechtfertigen. „Das ist der Punkt, der uns Sorgen macht.“ Selbst bei leichten Verkehrsdelikten sammelten sich über Telefonketten im Nu 30, 40 Menschen an. 2012 gab es stadtweit 123 Vorfälle, bei denen es zu Straftaten gegen Polizisten kam. Acht Beamte trugen dabei zumeist leichte Verletzungen davon (13 in 2011).

20 jugendliche Intensivtäter

Eine ernüchternde Bilanz zog von Schoenfeldt im Bereich Jugendkriminalität. „Bei einem Bodensatz von zehn bis 20 Prozent in der Stadt hilft einfach nur Wegsperren.“ Säßen diese ein, sei im Viertel „Ruhe“. Die Polizei hat in Gelsenkirchen 20 jugendliche Intensivtäter ausgemacht.

Die Opfer sind überwiegend selbst Jugendliche. Die Polizei schätzt, dass die Dunkelziffer bei der Jugendgewalt um ein Zehnfaches höher ist. Im Schulbereich wurden im vergangenen Jahr 226 Fälle von Gewalt zur Anzeige gebracht, davon 109 mit Körperverletzung.