Gelsenkirchen. Das Kleine Haus des Musiktheaters im Revier (MiR) verwandelt sich in ein Schwimmbad. In diesem ungewöhnlichen Bühnenbild hat hier kommende Woche die Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos” Premiere. Einige Zuschauer werden sogar mitten im Becken sitzen.
Fehlt nur noch, dass die Zuschauer nasse Füsse bekommen! Das Kleine Haus des Musiktheaters im Revier verwandelt sich für die kommende Produktion von Richard Strauss' „Ariadne auf Naxos” (Premiere ist am 23. Oktober) in ein Schwimmbad. Die ersten Sitzreihen befinden sich dabei mitten im Becken.
„Die Regisseurinnen Michaela Dicu und Winnie Karnofka haben die Handlung vom Wien des 19. Jahrhunderts in die Gegenwart verlegt”, verrät Bühnenbildnerin Vera Koch. „Dazu haben wir uns auf die Suche nach einem Raum gemacht, an dem man heute so eine Party veranstalten würde, wie sie in der Oper vorkommt, einem Raum mit Atmosphäre, der für sich eine fertige Geschichte erzählt.”
Bad statt Halle
Turn- oder Fabrikhallen waren Optionen, entschieden hat das Inszenierungsteam sich für ein Schwimmbad im alten Stil. „Was in diesem Bereich seit 20, 30 Jahren gebaut wird, ist leider nicht mehr so spannend”, meint Vera Koch. „Wir haben uns an älteren Bädern orientiert.” Malsaal-Vorstand Andrea Borowiak erzählt: „Es hat Spaß gemacht, ein realistisches Schwimmbad umzusetzen. Dazu haben wir Fugen gezogen, Kacheln aufgemalt, diese erstmal schön glänzend gestaltet und dann mit Wasser- und Schimmelflecken auf alt getrimmt.”
Da es in dieser „Ariadne”-Produktion einen Zeitsprung von 20 Jahren in der Handlung geben wird, spiegelt auch das Bühnenbild diesen Alterungsprozess: „Nach der Pause werden mehr Graffitis an den Wänden zu sehen sein als vorher”, verraten Borowiak und Koch. Gerade das Ausdenken von passenden Sprüchen habe Spaß gemacht: „Wer sein Opernglas mitbringt, kann vom Zuschauersaal aus die Graffitis studieren”, lacht Vera Koch.
Ideen und Details
Kurz nach den Sommerferien hat das Malsaal-Team angefangen, ausgehend vom Modell und den Plänen der Bühnenbildnerin das Schwimmbad zu kreieren. „Wir haben erstmal einige Materialtests gemacht”, gibt Andrea Borowiak Einblicke in den Arbeitsprozess. „Gerade in solchen Details haben wir auch die Möglichkeit, Vorschläge und Ideen in die Gestaltung einzubringen.” Vor wenigen Tagen war die Kulisse fertig und wurde erstmals im Kleinen Haus aufgebaut. „Das ist schon jedes Mal ein (positiver) Schock, wenn man seine kleinen Modelle plötzlich real und in voller Größe dastehen sieht”, gibt Vera Koch zu und lobt die MiR-Werkstätten: „Es ist ganz toll geworden und sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe.”
Nun muss das Schwimmbad nur noch mit Bühnenleben gefüllt werden: „Der ganze Raum wird bespielt, das Orchester sitzt im Kinderbecken auf der Bühne, die Sänger stehen teilweise direkt vor den Zuschauern”, erzählt Vera Koch. Dass zu dieser Oper der Zutritt nur mit Badeanzug gewährt würde, ist aber nur ein Gerücht.