Gelsenkirchen. Bereits seit 50 Jahren besteht der sogenannte “Veraschungsvertrag“ zwischen den Städten Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Bottrop und Gladbeck mit der RWE Power AG zur Müllverbrennung im Karnaper Heizkraftwerk. Doch Ende 2014 ist Schluss: Der Vertrag läuft aus, eine Verlängerung ist nicht möglich.

Diese Ehe hält bereits seit 50 Jahren. Doch nach dem Goldjubiläum wird es kein weiteres Jubeldatum geben: Ende 2014 geht die bewährte Partnerschaft der Städte Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Bottrop und Gladbeck mit Ansage in die Brüche – weil der Veraschungsvertrag mit der RWE Power AG zur Müllverbrennung im Karnaper Heizkraftwerk ausläuft.

Warum den Ehevertrag nicht einfach verlängern, wenn er doch unter dem Strich ein Garant für moderate Gebühren war? Ganz einfach: Das verbietet die vorgeschriebene europaweite Ausschreibungspraxis. Was auch erklärt, warum man laut Gelsendienste-Betriebsleiter Heinz Nadorf „das Thema schon fast ein Jahrzehnt auf dem Schirm hat“.

Drei Alternativen im Gespräch

Dass die Hausmüll-Verbrennung für die Karnap-Städte gute wirtschaftliche Bedingungen bietet, könne man an den vergleichsweise günstigen, stabilen Gebühren ablesen, meint Nadorf. Und, ergänzt er: „Standort, Technologie und Ausstattung sind nicht schlecht.“

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Von Wolfgang Kintscher

Der Ursprungsvertrag zur Müllentsorgung auf dem ehemaligen Kohlekraftwerksgelände geht auf das Jahr 1963 zurück; 1984 wurde die Vereinbarung angepasst und in fünf gleichlautende Verträge über die Veraschung von Müll gegossen. Gelsenkirchens Anteil an der Gesamt-Veraschungsleistung: 23 Prozent. In Karnap angeliefert haben die Gelsendienste-Brummis 2012 nach Nadorfs Angaben zwischen 120 und 130.000 Tonnen brennbarer Abfälle.

Für 2013 sind 115 bis 125.000 Tonnen angepeilt. Das Kostenvolumen für alle Karnap-Städte lag im vergangenen Jahr bei rund 21 Millionen Euro. Ein Vorteil bei der Kostenberechnung laut Nadorf: „Nur die tatsächlichen Jahresleistungen werden bei der Berechnung zu Grunde gelegt.“

Gelsenkirchen in Gesprächen mit EKO-City

Zurzeit wird in Gelsenkirchen „Ergebnis-offen“ über drei mögliche Folgemodelle nachgedacht, nachdem eine Alternative bereits 2010 beerdigt worden war: Eine Anpachtung der Anlage in Karnap durch die drei verbleibenden Städte GE, Bottrop und Essen. Mülheim ist ab 2015 nicht mehr im Boot. Ebenso die Gladbecker, die vom Kreis Recklinghausen zurück gepfiffen wurden und ab 2015 in die EKO-City-Kooperation kommunaler Entsorgungsunternehmen integriert werden. Entsorgungsort dann: das RZR in Herten.

Laut Nadorf hat auch Gelsenkirchen Gespräche mit EKO-City geführt, ferner die europäische Ausschreibung vorbereitet und drittens über einen gemeinsamen Kauf der Anlage durch das verbleibende Städte-Trio nachgedacht. Alles unter dem Leitgedanken: „Wir suchen nach dem ökologischen und ökonomischen Optimum.“

Müllvolumen wird sich durch Bio- und Wertstofftonne verändern

Das Volumen brennbaren Mülls wird sich nach Einschätzung von Heinz Nadorf in Zukunft mengenmäßig abwärts entwickeln. „Wenn wir über 2015 reden, müssen wir berücksichtigen, wie sich das Volumen mit Blick auf die Biotonnen und die Wertstofftonne verändert.“

Was die Gebührenentwicklung angeht, so meint er: „Ich bin nicht so optimistisch zu glauben, dass die auf dem jetzigen Niveau bleiben.“ Unnötiger Mülltourismus durch lange Anfahrtswege soll laut Nadorf vermieden werden. Und die bewährte Partnerschaft mit den verbleibenden Städten möchte er ungern an den Nagel hängen.