Gelsenkirchen. Kommunales Kino zeigt am 21. und 22. April die Gesellschaftssatire „Das Wunder von Malachias“. Bernhard Wicki (†2000) drehte 1960 in Gelsenkirchen, u.a. am Hans-Sachs-Haus und im Musiktheater.
Das Kommunale Kino (Koki) hebt mal wieder eine cineastische Perle. Aber nicht etwa – wie sonst üblich – einen preisgekrönten Arthouse-Film, sondern eine echte Rarität. Und dann noch mit Gelsenkirchener Bezug! Die Rede ist von der Gesellschaftssatire „Das Wunder des Malachias“, die Regisseur Bernhard Wicki 1960 in der Stadt der 1000 Feuer drehte und von der es nur noch eine einzige Kopie gibt. Die zeigt das Koki am Sonntag, 21. April, um 12.45 Uhr und am Montag, 22. April, um 18 und 20.30 Uhr.
Den Begriff Arthouse-Film gab es seinerzeit zwar noch nicht, aber Preise gab es sehr wohl für „Das Wunder des Malachias“. Bei den Internationalen Filmfestspielen erhielt Bernhard Wicki – der Schweizer starb im Januar 2000 – einen Silbernen Bären als bester Regisseur. Außerdem gab’s mehrere deutsche Filmpreise - unter anderem für Hauptdarsteller Richard Münch in seiner Rolle als Pater Malachias. Neben Münch agierten einige ganz Große in der Schwarz-Weiß-Produktion: Horst Bollmann, Günter Pfitzmann, Günter Strack, Senta Berger und Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Als Statisten agierten Gelsenkirchener Bürger.
„Man sieht mehr als nur einen Hauseingang“, sagt Stephan Zabka vom Koki über den Drehort Gelsenkirchen. So ist etwa die evangelische Altstadtkirche zu sehen, das Hans-Sachs-Haus und das Musiktheater. Das fungierte bei Bernhard Wicki allerdings als Kasino. Außerdem drehte er in verschiedenen Gelsenkirchener Straßen und Betrieben.
Sündige Bar vor katholischer Kirche
Und darum geht’s in „Das Wunder des Malachias“: Pater Malachias ist die sündige und florierende Eden-Bar unmittelbar neben seiner Kirche ein Dorn im Auge. (Für das Wicki-Sittenbild konvertierte die evangelische Altstadtkirche mal eben zur katholischen St. Johannes-Kirche. Davor errichtete das Film-Team die Eden-Bar als Kulisse.) Seine Gebete werden erhört und von jetzt auf gleich steht das Etablissement samt Gästen und Personal auf einer Insel in der Nordsee.
Dadurch mutiert die von Gott verpflanzte Bar – wie einige meinen – zum internationalen Jet-Set-Ziel und der alte Standort in Gelsenkirchen zum medialen Tummelplatz, der zum einen Pilgerscharen anlockt und zum anderen von windigen Geschäftemachern ausgeschlachtet wird. So hatte sich Pater Malachias das auch nicht vorgestellt. . .
Das Kommunale Kino hat sich vorgenommen, den Film alle zwei oder drei Jahre zu zeigen. „Wir werden ihn so lange spielen, wie er noch spielbar ist“, sagt Stephan Zabka über die mehr als 50 Jahre alte 35-Milimeter-Rolle. Die Rechte-Situation hat sich seit der letzten Aufführung in der Schauburg im Januar 2011 verändert: Die liegen nun beim Deutschen Filminstitut. „Es ist nicht so einfach, den Film zu bekommen, aber wir scheuen keine Mühen“, so Zabka. Auf DVD gebe es den Film jedenfalls nicht und auch im Fernsehen werde er nicht ausgestrahlt.