Gelsenkirchen.. In der Schauburg an der Horster Straße stimmten die Bündnis-Grünen beim Neujahrsempfang auch auf den Bundestagswahlkampf ein. Manches war da schon großes Kino mit Kampfansage und durchaus Unterhaltungswert. In den Hauptrollen: Irene Mihalic und Bärbel Höhn.


Die Schauburg in Buer ist ein nostalgisch geprägter Ort für Film-Träume, für harte Action und herzige Romanzen. Bruce Willis guckt plakativ-entschlossen von den Palisanderwänden ins Foyer und wirbt für „Stirb langsam“. Es riecht nach Popcorn, doch an der Theke sind vegetarisch belegte Brötchen drapiert, türmen sich Bananen und Laugenstangen, der Kaffee im Ausschank ist natürlich „fair“ und auch Thriller-Helden sind hier Samstag kein Thema. In den Hauptrollen: zwei Frauen. Irene Mihalic, Direktkandidatin in Gelsenkirchen mit guten Wahlchancen, und Bärbel Höhn, Oberhausenerin, Ex-Ministerin, grüne Frontfrau über Jahrzehnte und nun wieder Spitzenkandidatin der Partei in NRW.

Die Bündnis-Grünen zelebrieren in der Schauburg ihren traditionellen Neujahrsempfang – und der ist gerne – immer noch – ein wenig anders, auch wenn die übliche Stadtgesellschaft mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Kultur und Institutionen vertreten ist. Man sieht sich in diesen Tagen häufiger. Zuletzt beim großen Stadtempfang. Die ein oder andere Pin-Sonnenblume hat es ans Revers geschafft, die Verbraucherzentrale ist mit einem Stand vertreten, ein Grünen-Banner hängt etwas schlaff vor dem Aufgang zu den Kinosälen.

In diesem Rahmen geht es um Real-Politik, um grüne Erfolge, Ziele, Ideale, es geht um die rot-grüne Zukunft im Land. Mihalic und Höhn rammen verbal Pflöcke ein. Höhn mit viel Leidenschaft, Mihalic eher nüchtern-analytisch, aber beide mit klarer Kante und festem Anspruch. Die grünen Wahlerfolge der letzten Zeit haben das Selbstbewusstsein offensichtlich gestärkt. Im Bundestagswahljahr klingt da vieles nach Grundsatzrede, nach Mobilisierung und Kampfansage.

„Die Piraten sind gekentert“

Für Lokales bleibt zwangsläufig wenig Raum. Klar, die Gemeindefinanzierung und die Stadtfinanzen (Mihalic durchaus sarkastisch: „Uns geht es noch vergleichsweise gut. Während andere Städte schon abgesoffen sind, steht uns das Wasser nur bis zum Hals“) sind Thema. Aber mehr haben die Kandidatinnen über Energiewende und Nachhaltigkeit, Chancengleichheit, über alltäglichen Rassismus und soziale Gerechtigkeit, über Teilhabe, Umwelt, Klimawandel und Energiewende zu sagen. Und natürlich über den politischen Gegner. Die Piraten? „Die sind gekentert“, meint Mihalic und bekommt Beifall. Schwarz-gelb? Zunehmend auf der Verliererseite, zumindest für Höhn. Lustvoll arbeitet sie sich an ministeriellem Versagen von Altmeier bis Rösler, von Betreuungsgeld bis zum Hickhack beim Atomausstieg ab und setzt die grüne Agenda dagegen: Mindestlohn, Grundsicherung, Bürgerversicherung, gerechteres Steuersystem, gerechtere Umverteilung, höherer Spitzensteuersatz für Top-Verdiener, Milliarden-Programme für die Energiewende, veränderte Förderkulissen und und und.

„Gute Stimmung, es sind viele Leute da, prima“, wertet Irene Mihalic kurz und knapp die Ausgangslage in einem für sie besonders wichtigen Polit-Jahr. Eine Gestaltungsmehrheit im Bundesrat hat Rot-Grün bereits, jetzt geht es den Grünen um mehr. Höhn: „Es ist nicht entscheidend, ob eine Kanzlerin beliebt ist, am Ende geht es darum, welche Politik bei den Bürgern ankommt.“ Der Showdown ist eröffnet. Wie passend fürs Kino.