Gelsenkirchen. Haushaltsdienste als Nischenanbieter für ältere Menschen: putzen, reparieren ...Ziel: Verankerung des Services in den Stadtteilen von Gelsenkirchen
Es war – mal wieder – ein Projekt, für das sich neben vier weiteren Städten auch Gelsenkirchen auf Betreiben des Seniorenbeauftragten Dr. Wilfried Reckert beworben hatte. Und das sich längst zu einem kleinen Erfolgsmodell entwickelt hat: die Haushaltsdienste Gelsenkirchen e.V. Hintergrund war 2007 die Erkenntnis eines klassischen Problems, wie Reckert heute sagt. „Ältere Menschen nehmen keine Hilfe an, überfordern sich.“
Inzwischen ist es denkbar einfach, (nicht nur) als älterer Mensch Unterstützung zu bekommen. Sei es beim Hausputz, bei der Gartenarbeit, bei der Pflege, bei Schreib- und Büroarbeiten, Tierbetreuung, Reparaturarbeiten und, und, und. Ohne in den Gelben Seiten stöbern zu müssen. Einfach die Haushaltsdienste anrufen.
Mehr Lebensqualität, mehr Lebensfreude
Dienstleistungsunternehmen, Caritas und Arbeiterwohlfahrt, Ambulanter Pflegedienst (APD), Sanitätsdienst, Juristen, Friedhofsgärtner oder Hausmeisterdienste – insgesamt 29 Mitglieder, darunter auch Einmann-Unternehmen, stehen aktuell hinter dem Vereinsvorstand, namentlich der Vorsitzenden Agnes Krause und des zweiten Vorsitzenden Klaus Koschei. Die Verbraucherzentrale NRW als Garant für die Qualitätssicherung der Dienstleistungen sowie die Stadt Gelsenkirchen sind ebenfalls im Boot.
Die Inanspruchnahme der Dienste, die unter der Mottoflagge „Mehr Lebensqualität, mehr Lebensfreude“ segeln, bleibt bisher allerdings noch hinter den Erwartungen zurück. Deshalb rühren Reckert und der Haushaltsdienste-Vorstand die Werbetrommel: für mehr Mitglieder, damit das Dienstleistungsangebot noch breiter aufgestellt werden kann, und für mehr Hilferufe. Fernziel der Haushaltsdienste-Macher ist eine Verankerung der Serviceleistungen in den Stadtteilen.
Erstgespräch ist kostenlos
Wie das System funktioniert, das erklärt Agnes Krause an einem einfachen Beispiel: „Oma Brömelkamp ruft uns an und sagt: ,Ich brauche Hilfe beim Putzen’. Wir schauen dann, wer von unseren Mitgliedern die Aufgabe übernehmen kann.“ Egal, um welche Leistung es geht: Es gibt immer ein kostenloses Erstgespräch. Das gehöre, so Krause, zum Qualitätsstandard. Es wird ein Angebot gemacht und die Leistungen nach dem 15-Minuten-Takt abgerechnet.
Sozusagen ein interner Vorteil bei den Haushaltsdiensten: „Es entwickeln sich Synergien untereinander“, sagt Agnes Krause. Nicht zuletzt wohl auch wegen des regelmäßigen runden Tisches der Mitglieder.
Verfechter von Ich AGs
Ein Verfechter der so genannten Ich-AG ist Klaus Koschei. „Da sind Leute dabei, die haben Super-Ideen, die genau zu uns passen.“ Und wenn die Auftragslage saisonbedingt hinke, könnten sie auch an anderer Stelle einspringen.
Klaus Koschei nennt das Beispiel eines Jungunternehmers, der bei den Haushaltsdiensten angedockt hat. Als Landschaftsgärtner hatte er im Winter ziemlich wenig zu tun und somit Zeit, Winterdienste zu übernehmen. Wenn die Auftragslage solcher Ein-Mann-Unternehmen steige und sie Mitarbeiter einstellen müssten, wäre das auch eine große Chance für Arbeitslose.
Überhaupt ist Klaus Koschei, Vorsitzender der Unternehmensgründer-Offensive Ruhrstadt e.V., ein überzeugter Verfechter der Förderung von Selbstständigkeit. Er rechnet vor: „Es müsste 1000 Leute in Gelsenkirchen geben, die 1000 Euro spenden. Dann hätten wir eine Million Euro, um Selbstständigkeit zu fördern.“ Er selbst geht mit gutem Beispiel voran: „Ich bin gern bereit, die ersten 1000 Euro zu geben.“