Gelsenkirchen. . Trotz Beruhigungsspritze und vielen guten Worten: Nach 16 Stunden Fahrt aus dem Zoo in Budapest waren die drei Tiger bei der Ankunft in der Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt erst mal ganz schön schön genervt. Die Tierpflege mussten alles geben, um sie aus ihren Kisten zu locken.
Bei ihrer Ankunft waren die Großkatzen erst einmal sauer und gestresst. Und wenn 150 Kilogramm Lebendgewicht in Wallung geraten, dann rappelt’s gewaltig in der Kiste. Zum Glück bestand die Kiste aus Stahl und dicken Gitterstäben, so dass der wütend fauchende Manu seinen künftigen Pflegern nicht gefährlich werden konnte.
Das Team des Zoom nahm am Donnerstagmittag die schwarz-gelb gestreiften Raubtiere in Empfang, die ein niederländisches Tiertransportunternehmen 16 Stunden zuvor im Budapester Zoo abgeholt und über 1200 Kilometer ins Ruhrgebiet kutschiert hatte.
Die Spannung steigt: Tierärztin, Pfleger und ein ganzer Pulk von Pressevertretern warten in der Erlebniswelt Alaska auf den Wagen mit der kostbaren Fracht. Alaska? In der Tat, hier gehören die Tiger nicht wirklich hin. Aber bis ihr eigentlich Zuhause in Asien Mitte Mai fertig ist, werden die „Könige der Wälder“ im Bärengehege untergebracht. Drei bis vier Wochen müssen die eleganten Katzen ohnehin erst in Quarantäne verbringen. Derweil heißt es für die beiden Braunbären Youri und Kolja: Wir müssen draußen bleiben – im Freigehege.
Der Wagen mit dem kleinen Aufkleber „Live animals“ und den drei großen Tigern an Bord rollt aufs Gelände. Zwei Kisten stehen in einem Pferdeanhänger, die dritte im Transporter selbst. Die Katzen fauchen und brüllen wütend, als sich die Planen öffnen und die Männer die Kisten bewegen. Zehn Mann schleppen jeweils einen Käfig bis in einen vergitterten Außenstall, der dann sofort mit einer Stahltür verschlossen wird. Die Tigerkiste wird vor eine Wandöffnung geschoben, die ins neue, vorläufige Zuhause führt.
90 Minuten banges Warten
Ein schwerer Radlader fixiert den Käfig am Boden, dann öffnen die Pfleger den Schieber und warten darauf, dass das mächtige asiatische Raubtier in den Stall schleicht. „Alle jetzt ganz leise sein“, bittet Sabine Haas, Sprecherin der Zoom Erlebniswelt, die vielen gespannten Mitarbeiter und Kamerateams. Doch der Tiger faucht nur hörbar, verlässt die Transportkiste aber nicht. „Er ist sehr nervös“, sagt Tierärztin Dr. Pia Krawinkel. Sie versucht’s mit leisem Zureden, mit Klopfen, am Ende wird der Laubsauger angeworfen. Der Lärm schließlich bringt den Tiger nach satten 90 Minuten Warten in Bewegung und in den Stall.
Auch Tiger Thrax zögerte lange und verlässt die Transportkiste erst mit Hilfe eines Wasserschlauchs. Der dritte im Bunde war schließlich Virgil, der heimliche Boss des tierischen Trios aus Budapest. Die drei Brüder sind zwei Jahre alt. Komplettiert wird das Rudel im Mai, wenn sich der siebenjährige Roger aus den Niederlanden dazu gesellt.
In ihren jeweils 30 m2 großen Ställen tigerten die Tiere nicht gleich herum, „sondern sie haben sich erst einmal hingelegt und ruhen sich aus“, sagt Revierpfleger Rico Pirl. Der 35-Jährige ist ab sofort zusammen mit einem vierköpfigen Team für die Jäger verantwortlich. Die Tierpflegerinnen Stephanie Märcz und Tanja Rühlow haben sich in Budapest von ihren Kollegen einweisen lassen in die Pflege der Exoten. Auch Tierärztin Krawinkel steht in Kontakt mit ihrem ungarischen Kollegen.
Tipps bekommen sie sicherlich auch von Winfried Harder. Der 56-jährige Alaska-Revierpfleger war bis 2002 für die beiden letzten Tiger aus dem alten Ruhrzoo verantwortlich. Nadja und Benny verließen damals Gelsenkirchen Richtung Spanien. Harder: „Ich freue mich, dass jetzt wieder Tiger hier sind.“ Die Zoogäste sicherlich auch. Vorerst aber bekommen sie die Riesenmiezen nicht zu Gesicht: Nur Pfleger und Ärztin dürfen in den nächsten Wochen die Quarantäne-Station besuchen.
Gehege wird am 16. Mai eingeweiht
Das Reich der Tiger ist noch in Arbeit, soll aber im Frühjahr eingeweiht werden. Geplant ist dafür der 16. Mai.
Für rund eine Million Euro baut die Zoom Erlebniswelt im Schatten der Tropenhalle ein 1000 Quadratmeter großes Revier für die vier riesigen Raubkatzen. Auf einer Fläche von etwa 1000 Quadratmetern entstehen Außen- und Innengehege, eine breite Flusslandschaft und asiatische Pflanzenpracht.
Der größte Teil der Anlage ist bereits fertig, die Wasserbecken sind angelegt, die Kunstfelsbauer bei der Arbeit, im Innenbereich fehlt noch das Wichtigste, die Türen, Schlösser und Schieber.
Zusammen mit den Eis- und den Braunbären zieht nun mit den Tigern das drittgrößte Landraubtier in den Gelsenkirchener Zoo ein.