Gelsenkirchen.
Es war bitterkalt an diesem Dienstagnachmittag auf der Beckeradsdelle. Der Wind pfiff mitunter sehr kräftig durch die Straßenschlucht und verstärkte das eisige Klima erheblich. Rund hundert Menschen trotzten den Bedingungen in Buer dennoch mit großer Gelassenheit, um Flagge zu zeigen gegen Rechts.
Sie alle waren gekommen, aufgeteilt in zwei unabhängig voneinander organisierten Veranstaltungen, um der rechtspopulistischen Gruppierung Pro NRW, die eine Kundgebung gegen Asylmissbrauch vor der Gemeinschaftsunterkunft angemeldet hatte, auf friedliche Weise zu zeigen, dass Gelsenkirchen bunt ist.
Spiel- und Bastelnachmittag
Auf dem Gelände der Unterkunft, hier leben insgesamt 87 Personen aus 17 Ländern, initiierten die Falken einen Spiel- und Bastelnachmittag. Ein Zelt bauten die jungen Leute auf, das ein wenig vor dem strengen winterlichen Wetter schützen sollte. Dosenwerfen, Sumo-Ringen, Malen und Basteln standen unter anderem auf dem Programm, das von vielen Flüchtlingen nur zu gerne angenommen wurde. Vor allem die Kinder freuten sich sehr und erlebten ein paar unbeschwerte Momente.
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Unmittelbar vor dem Nachbarhaus fanden sich auf Initiative des Bündnisses gegen Rechts ebenfalls viele Gelsenkirchener ein. Das Ehepaar Heike und Andreas Jordan mochte die Ankündigung von Pro NRW nicht unbeantwortet lassen und rief zur Gegenkundgebung auf. Einige Fahnen mit politischen Motiven waren zu sehen. Die Linke war vertreten, die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt ebenfalls. Die Piraten waren gekommen und Vertreter der MLPD, die ihr Mikro nach einer Rede jedem zur Verfügung stellten, der etwas zu sagen hatte.
Straßensperren verhinderten Aufeinandertreffen
Organisator Andreas Jordan wollte über eine friedliche Begleitung die richtigen Akzente setzen: „Hier soll es nur lauter werden, wenn über das Mikro gesprochen wird. Wir sind strikt gegen jede Gewalt und werden uns dazu auch nicht hinreißen lassen. Wir sind hier in Buer, um friedlich ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.“
Gewalt, die hätte es ohnehin nicht gegeben. Denn auch die Polizei war in der Beckeradsdelle präsent. Zwei Züge der Bereitschaftspolizei Recklinghausen, immerhin 60 Einsatzkräfte stark, waren vor Ort. Eine Straßensperre verhinderte von vornherein, dass die Gruppen aufeinandertreffen konnten.
Dass Pro NRW – nach Angaben der Polizei waren es rund 15, 16 Personen – mit erheblicher Verspätung eintraf, störte niemanden. Das Fest vor dem Flüchtlingsheim nahm ungebrochen seinen Lauf, die Versammlung des Bündnisses gegen Rechts ebenso.