Mülheim. .
Mit glänzenden Augen sitzen acht Kinder unterschiedlichster Nationen in der Awo-Einrichtung an der Eltener Straße 88 an einem großen Tisch und spielen und basteln nach Herzenslust. Ihre Fröhlichkeit ist ansteckend, sie sind noch zu jung, um wirklich zu begreifen, dass dreihundert Meter entfernt ein Häuflein Pro NRW-Mitglieder gegen Asylmissbrauch demonstriert und damit auch sie meint.
Doch der Widerstand gegen die Kundgebung der rechtspopulistischen Gruppierung ist groß. Draußen auf der Straße vor dem Haus, in dem die Kinder so unbekümmert spielen, haben sich rund 150 Menschen versammelt und trotzen den wirren Parolen von Pro NRW und den (gefühlt) „arktischen“ Temperaturen. „Flagge zeigen! – Zu Flüchtlingen stehen“ – unter diesem Motto hatten die Mülheimer Initiative für Toleranz und der Evangelische Kirchenkreis an der Ruhr zu einem Solidaritätsfest an der Flüchtlingsunterkunft Eltener Straße mit Livemusik, Reden, Gesprächen, Essen und Trinken gerufen. Zudem hatte der Awo-Kreisverband zum Tag der offenen Tür in seine Einrichtung Eltener Straße 88 eingeladen.
Zahlreiche Vertreter aus Politik, allen voran Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, Verwaltung, Kirche, Kultur, Initiativen und Institutionen waren gekommen, um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen auszudrücken. Unter ihnen unter anderem Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort, Dezernent Ulrich Ernst, SPD-Parteigeschäftsführer Arno Klare und Enver Sen, Vorsitzender des Integrationsrates.
Die Ansprachen beim kleinen Fest vor der Awo-Einrichtung waren kurz, aber prägnant. Superintendent Helmut Hitzbleck betonte etwa, dass das Asylrecht als Menschenrecht erhalten bleiben müsse. „Die Asylsuchenden müssen eine Chance haben, ihr Leben in Sicherheit zu bringen“, forderte Hitzbleck, im Dritten Reich sei es für Deutsche schließlich auch lebenswichtig gewesen, dass sie in anderen Ländern Schutz gefunden hätten.
„Wir müssen solchen Leuten wie den Pro NRW-Vertretern Paroli bieten“, meinte Enver Sen am Rande des Festes, „und wir wollen immer weitermachen, die Bevölkerung aufzuklären. Ein demokratischer Staat wie die Bundesrepublik muss Verfolgten einfach Heim und Schutz bieten. Sicherlich kann es auch vereinzelt Asylmissbrauch geben. Aber das darf nicht verallgemeinert werden.“ Enver Sen betonte, dass das Motto diverser Aktionen und Veranstaltungen in diesem Jahr nicht umsonst unter dem Motto „Mülheim - offen für Vielfalt“ stünde.
Inamaria Wronka von der Mülheimer Initiative für Toleranz war mit der Beteiligung am Solidaritätsfest zufrieden: „Es haben viele Menschen gezeigt, dass Pro NRW hier nicht willkommen ist.“