Gelsenkirchen. Oper Don Carlo von Giuseppe Verdi feiert am Samstag im Musiktheater in Gelsenkirchen Premiere.
Echte Klassiker sind zeitlos, ihre Botschaft, ihre Themen selbst nach Zeitaltern noch brisant. Nicht anders verhält es sich mit
Schillers „Don Carlo“. Packend verwoben in ein höfisches Intrigenspiel ist die Idee von (Gedanken-)Freiheit und Gleichheit, ist der Kampf des Einzelnen um sein persönliches Glück im Räderwerk eines erbarmungslosen Machtapparates Generationen von Schülern bis heute ein Lehrstück. Am Samstag, 22. Dezember, 19.30 Uhr, kehrt Don Carlo nach 15 Jahren Abstinenz in Gelsenkirchen auf die Bühne des Musiktheaters im Revier (MiR) zurück – inszeniert von Stephan Märki.
Brückenschlag Historie und Moderne
„Don Carlo ist ein hochmodernes Stück über die existenzielle Suche nach politischer Freiheit“, sinniert Regisseur Märki im Vorfeld der Premiere. Sehen und hören werden die Operngäste ein Drama, das zwar in der Moderne angesiedelt ist, das aber durch Bühnenbild (Sascha Gross) und Kostüme (Anna Eiermann) den Bogen in die Vergangenheit schlägt. Keine Bravour-Oper, sondern eine, dessen „Arien die Handlung vorantreibt“, wie der musikalische Leiter des MiR, Rasmus Baumann, durchblicken lässt.
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Ein politisches Werk also, das mit einer archaisch gestalteten Bühne an „einen Altar oder Opferraum“ erinnert, in dem „Liebe und Leidenschaft dargebracht“ (Gross) werden und die Komplets – etwa die Lederjacke des Marchese di Posa – „ihre Wurzeln im historischen Wams“ (Eiermann) finden.
Fragen für den Zuhörer aufwerfen
Fingerzeige auf das aktuelle Weltgeschehen wird der geneigte Zuschauer in seiner subjektiven Deutung sicher finden, darauf anlegen tut es Stephan Märki in seiner Inszenierung aber nicht: „Kunst darf alles“, sagt er. Und es wäre auch möglich, geebnte Interpretationswege zu visualisieren. Er aber wirft „lieber Fragen auf“, die der Betrachter mit seiner eigenen Erlebniswelt verbindet.
Zum Inhalt. Don Carlos Drama: Er liebt seine Stiefmutter, einst seine Braut, jetzt seines Vaters Gattin. Die Krux des Vaters, Filippo II.: Allmächtig zwar, aber isoliert. Die ihn beraten, könnten ihn verraten, die ihn lieben, könnten ihn betrügen. Der Regent braucht daher dringend einen Vertrauten und glaubt, ihn im Marchese di Posa zu finden. Posas Zwickmühle jedoch: Er kann nicht Königsdiener sein. Denn Don Carlos bester Freund steht für eine höhere Idee von Freiheit und Gleichheit. Er ist es, der eine Intrige inszeniert, an deren Ende der Idee der Freiheit zum Sieg verholfen werden soll. Stattdessen jedoch kostet sie ihn und Carlo das Leben.