Gelsenkirchen. . Das letzte Schnapszahl-Datum des Jahrtausends: Am 12.12.2012 haben allein in Gelsenkirchen 38 Paare geheiratet.
Eingeklinkt an den Armen ihrer Verlobten, stöckeln die Bräute über die steinerne Rampe zum Schloss Horst hinauf – ihre Hochzeitsgesellschaften als Schleppe hinterher. So wie Sevilay Akhan, die gleich eine Cakmak werden wird.
Ihr Fatih wartet schon. Die beiden sind eines von 38 Paaren, die am Mittwoch, am 12.12.2012, „Ja“ zueinander sagten. Sie alle nutzten die Gelegenheit, am letzten Schnapszahldatum dieses Jahrtausends zu heiraten.
Jeder will ein Foto
Im größten Trubel halten Sevilay und Fatih Cakmak geduldig still. Jeder will ein Foto schießen, Schwiegereltern, Trauzeugen, Geschwister. „Das ist ein ganz besonderes Datum“, meinen die Frischvermählten. „
Richtig romantisch.“ Um sie herum bibbern Brautpaare vor Kälte oder Aufregung und ihre Gäste warten draußen mit Bettlaken, Scheren, Blumensträußen oder Ballonen. Acht Standesbeamte sind für sie heute im Dienst. Rekord? „Nein, sagt Standesamtsleiter Joachim Alfs. „So viele Eheschließungen hatten wir auch am 11.11.2011.“ Trotzdem haben seine Leute viel zu tun.
Brautsträuße fliegen
Eine Hochzeitsgesellschaft nach der anderen wird ins Kaminzimmer oder den Rittersaal geführt. Aus der oberen Etage fliegen Brautsträuße hinab und die Reinigungskraft gibt sich alle Mühe die Brauchspuren zu beseitigen, Rosenblätter, Glitter und Reis wegzukehren. Schließlich sollen sich die Paare wohlfühlen.
„Das ist ein magisches Datum“, schwärmen Katrin Schute und Helmut Masannek. Nach zehn Jahren Beziehung haben sie sich nun das Jawort gegeben – um 12 Uhr. „Wir waren die ersten, die am 12. Juni morgens um 8 Uhr das Aufgebot bestellt haben.“ Dass es heute auch noch schneie, mache die Traumhochzeit perfekt. „So heirate ich doch noch ganz in weiß“, sagt Katrin Schute, die eigentlich Blau trägt. Und hakt sich bei ihrem Mann unter, der sie bis zur Stretch-Limousine durch den Schnee geleitet.
Keine Schnapsidee
Nur 20 Minuten später haben Ulrike Krüger-Derks und Werner Derks die Ringe getauscht. Ihnen kam an Karneval die Idee, am Schnapszahl-Datum zu heiraten. „Kurz vor dem 11.11. ist uns aufgefallen, dass 2012 die letzte Gelegenheit für ein solch’ besonderes Hochzeitsdatum ist.“ Eine Schnapsidee war das aber nicht – nach 14 Jahren Beziehung wollten die beiden ohnehin heiraten. „Dass es nun auch noch schneit, ist doch traumhaft!“
Karin Reinders rotes Kleid funkelt in der weißen Schlosspark-Kulisse. In wenigen Minuten wird sie Fritsch heißen, so wie ihr Verlobter Volker. Warum das Schnapszahl-Datum? „Damit mein Mann sich das besser merken kann“, sagt Karin. Er schmunzelt und meint: „Es ist unsere zweite Hochzeit, da sollte es was Besonderes sein.“ Letzte Weihnachten fiel Volker vor Karin mit einem Verlobungsring auf die Knie und hielt um ihre Hand an. „Da fiel auch der Entschluss, am 12.12. zu heiraten.“