Gelsenkirchen. . In einem WAZ-Interview hat NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze neulich das Hochschulfreiheitsgesetz in Frage gestellt. Die Kritik können Dr. Bernd Kriegesmann (WH) und Dr. Ludger Schrapper (FHöV) nicht nachvollziehen.
In einem WAZ-Interview hat NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze neulich das Hochschulfreiheitsgesetz in Frage gestellt. Die Lokalredaktion hat die Präsidenten der beiden hiesigen Hochschulen – Prof. Dr. Bernd Kriegesmann von der Westfälischen Hochschule (WH) und Dr. Ludger Schrapper von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) – mit den Aussagen konfrontiert.
Ministerin Schulze ist etwa um das Landesinteresse besorgt. Das sieht sie durch die Autonomie der Hochschulen nicht abgedeckt. Kriegesmann lässt das für die WH nicht gelten: „Wir werden seit einiger Zeit als exzellent ausgezeichnet – auf Bundesebene.“ Als Beispiele nennt er die Qualifizierungen für den MINT-Nachwuchs und das Modell FH integrativ durch den Stifterverband für deutsche Wissenschaft. Auch der Deutsche Arbeitgeberverband hat die WH integrativ ausgezeichnet. Kriegesmann spricht von einer „deutlichen Übererfüllung“ der Ansprüche an eine Hochschule.
"In manchen Dingen sind wir nicht ganz so frei wie Hochschulen"
Die FHöV fällt nicht direkt unter das Hochschulgesetz, für sie gilt das FHGöD, das Fachhochschulgesetz öffentlicher Dienst. Das wiederum verweist an vielen Stellen auf das Hochschulgesetz, wie Präsident Schrapper erklärt. „In manchen Dingen sind wir nicht ganz so frei wie Hochschulen. Wir unterstehen dem Ministerium für Inneres und Kommunales, da gibt es eine engere Steuerung.“ Zwar habe man auch einen gewissen Autonomiegrad, aber der gefährde gewiss nicht das Landesinteresse. „Ich bin skeptisch, ob es einer Umsteuerung bedarf“, sagt Schrapper.
Die Stärkung der Fachhochschulen sei nur mit einer landesweiten Koordination zu bewerkstelligen, erklärte Ministerin Schulze. „Die FHs sind bereits extrem stark geworden“, findet WH-Präsident Kriegesmann. Gerade die Bereiche Forschung und Lehre hätten eine positive Entwicklung genommen. Schrapper: „Die Stärkung der FHs halte ich für richtig. Aber das bricht sich selber Bahn.“ Fachhochschulen seien immer daran interessiert, die Landesregierung an ihrer Seite zu haben. „Aber wenn der Preis dafür die Beschränkung der Autonomie ist, werden sie das nochmal überdenken.“
Die Hochschulräte würde Svenja Schulze gerne ein Stück weit entmachten und diesbezüglich auch die Wahl des Rektorats ändern. An der FHöV gibt es keinen Hochschulrat, der Präsident wird von der Landesregierung ernannt. Dennoch sagt Schrapper: „Ich halte es für ungerechtfertigt, die Idee der Hochschulräte über Bord zu werfen.“ Aber eine gesunde Aufteilung der Kompetenzen sei immer hilfreich. Kriegesmann bewertet die Zusammenarbeit mit dem Hochschulrat an der WH für konstruktiv. „Ich persönlich hätte mit anderen Formen der Rektoratswahl kein Problem, so lange es ein demokratisch legitimer Prozess ist.“
Transparenz ist gegeben
Ein anderer Kritikpunkt von NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze war die Transparenz der Hochschulen. Bernd Kriegesmann wundert sich: „Wir reporten regelmäßig ans Land, sowohl über Papier als auch persönlich.“ Auch Ludger Schrapper zeigt sich verblüfft ob dieser Passage im WAZ-Interview mit der Ministerin: „Es ist zum Beispiel ein Unding, dass ich als Ministerin dem Landtag zurzeit nicht einmal die Frage beantworten kann, wie viel die Rektoren an öffentlichen Hochschulen verdienen.“
Schrapper kontert: „Die Gehälter der Hochschul-Leitung sind durch Gesetze festgelegt.“ Als Rektor bekomme man ein Professorengehalt plus Funktionszulage. Bei ihm mache das 7152 Euro brutto.
Bernd Kriegesmann kann und möchte aus dem Kopf nicht sagen, wie viel er verdient. Der Präsident der Westfälischen Hochschule verweist aber darauf, dass das Grundgehalt „hochschulscharf im Gesetz steht“. Die einzige Variable sei die „relativ beschauliche“ Leistungszugabe.
Großer Andrang an der FH