Gelsenkirchen. . Vaillant-Belegschaft in Gelsenkirchen erhält Joseph-Preis. Christliche Sozialverbände und ISPA loben Arbeitskampf vor zehn Jahren

Die ganze Stadt stand vor knapp zehn Jahren hinter der Belegschaft des von der Schließung bedrohten Vaillant-Werkes an der Emscherstraße. Noch heute bekommt die Betriebsratsvorsitzende Yasemin Rosenau Gänsehaut, wenn sie über die Solidarität aus allen Gesellschaftsteilen spricht. Für ihren aufopferungsvollen Kampf wurden die Mitarbeiter nun mit dem Joseph-Preis ausgezeichnet. Die christlichen Sozialverbände und das evangelische Industrie- und Sozialpfarramt vergeben den Preis an Personen und Gruppen, „die das Geld nicht als das höchste Gut betrachten“.

Kraftvolle und selbstlose Initiative

Dass bei dem Heizungs- und Solargerätehersteller mit 250 Mitarbeitern wieder so viele Menschen arbeiten wie damals, sei der kraftvollen und selbstlosen Initiative der Belegschaft zu verdanken, so die Begründung der Jury. Die setzt sich aus der Katholischen und Evangelischen Arbeitnehmerbewegung, Kolping und dem Industrie- und Sozialpfarramt zusammen. Folgerichtig nahm Yasemin Rosenau mit einigen verdienten Mitarbeitern, stellvertretend für die gesamte Vaillant-Mannschaft, den Joseph-Preis am Ort des Geschehens entgegen: in der Fertigungshalle. Klaus Wehrhöfer, Vorsitzender des Kolping-Bezirks Gelsenkirchen, erinnerte vor geladenen Gästen, der Geschäftsführung der Vaillant Group und Mitarbeiten an den breit formierten Protest aus Gewerkschaften, Kirchen, der Politik, dem Rat und den Parteien. Vor allem, dass das Werk in Erle damals hochprofitabel arbeitete, brachte die Bevölkerung auf die Barrikaden. „Die Frage, welche Rolle Taktik und strategische Interessen damals gespielt haben, soll nicht unter den Teppich gekehrt werden, sie steht aber heute nicht im Mittelpunkt“, so Industrie- und Sozialpfarrer Dieter Heisig in seiner Laudatio. Das Engagement der Belegschaft und der Kampf der Stadt um Arbeitsplätze überzeugte die Entscheider.

Dieter Heisig erinnerte an Aktionen wie die 1,5 Kilometer lange Menschenkette in der Innenstadt oder die Ratssitzung in einem Zelt vor der Konzernzentrale in Remscheid. Wichtig seien damals die Personen gewesen, die für die Interessen der Menschen eingestanden hätten. Vor allem die IG Metall und der Vaillant-Betriebsrat hätten dafür gesorgt, dass der Protest nicht nur ein Strohfeuer war. „Den Einsatz der Belegschaft und des Betriebsrates fanden wir preiswürdig.“ Pastor Hermann Zimmermann, der gemeinsam mit Sozialpfarrer Dieter Heisig eine ökumenische Kurzandacht abhielt, hob die Bedeutung der namensgebenden Josephsfigur hervor: „Anders als in der Krippendarstellung ist er ein kraftvoller junger Mann, der sich zurücknehmen konnte, einer, der sich für andere eingesetzt hat.“

Der Kampf der Belegschaft soll auch ein Vorbild sein. Dieter Heisig wünscht sich für die von der Entlassung bedrohten Mitarbeiter der Firma TRW eine ähnliche Erfolgsgeschichte.