Gelsenkirchen. . „Der Ziegenmichelhof zeigt eindrucksvoll, wie zukunftsfähige Bildung aussehen kann. Das Votum der Jury würdigt das Projekt, weil es verständlich vermittelt, wie Menschen nachhaltig handeln“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Unesco-Kommission, Prof. Dr. Georg de Haan, bei der Verleihung.
Der rote Teppich im Frankfurter Römer, das Ambiente mit 52 Kaiser- Antlitzen, Musik – das ging schon runter wie Öl. Das hatte etwas. Aber Michael Lorenz, der „Ziegenmichel“ ist bodenständig. „Wichtig ist die Arbeit in Gelsenkirchen, für Gelsenkirchen und für die Region.“ Für diese Arbeit wurden er und sein Team vergangene Woche zum dritten Mal in Folge als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.
„Das hat uns als Gelsenkirchener schon etwas stolz gemacht“, sagt Lorenz daheim auf dem Ziegenmichel-Hof in Heßler. Und schließt die Kooperations-Partner des Projekts ausdrücklich mit ein. Als da unter anderem wären Bauverein Falkenjugend, Gesundheitspark Nienhausen, aGEnda-Büro und viele mehr.
Eine Schüppe drauf gelegt
Lorenz’ Prinzip: „Gemeinsam erreichen wir mehr.“ Ohne das Netzwerk Gleichgesinnter wäre er wahrscheinlich nicht so schnell zu einem Projektträger mit Vorzeigecharakter geworden. Die neuerliche Auszeichnung folgte nicht dem simplen Prinzip des Automatismus. Einmal gut, immer gut – nein. Die Ziegenmichel-Mannschaft hat schon noch eine Schüppe drauf gelegt – zum Beispiel die Kinderburg im Gesundheitspark. Damit haben Lorenz & Co. eine weitere, wesentliche Voraussetzung erfüllt: die Regionalentwicklung.
Kein Kind zurück lassen
Unter die Lupe genommen hatte die Jury auch das Gelsenkirchener Projekt unter den drei vorgegebenen Aspekten Wirtschaft, Soziales, Umwelt. Das wirtschaftliche Standbein: Zweckbetriebe mit nachhaltigem Charakter, allen voran die Cafés mit fair gehandelten Waren und Bio-Produkten, integrative Beschäftigungsverhältnisse, pädagogische Arbeitskräfte, Honorarkräfte, Bürgerarbeiter. Auf dem Ziegenmichelhof in Heßler sind insgesamt 15 Kräfte beschäftigt, berichtet Stefanie Tietze, Kauffrau und Betriebsleiterin. Dazu kommen 3,5 Stellen im Kinderland im Nordsternpark sowie eine Ganztags- und zwei Halbtagsstellen in der Kinderburg.
Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Kinder und die drei Säulen Erlebnis- und Umweltpädagogik sowie Kunst. Kindergartengruppen, Schulklassen, spontan zusammengesetzte Gruppen, Flüchtlingskinder – die Ziegenmichel-Angebote sind für jedes Kind offen.
Lorenz folgt dem Leitmotiv „Kein Kind zurück lassen“. Und er will „kein Kopfkino für Kinder“ machen. „Wenns um Steinzeit geht, dann ziehen wir uns entsprechend an.“ So einfach – so nachhaltig.
„Unsere Ressourcen sind nicht unendlich“
Seit 2005 stehen alle Ziegenmichel-Projekte im Zeichen nachhaltiger Bildung. Michael Lorenz: „Kinder müssen lernen, dass unsere Ressourcen nicht unendlich sind.“ Ein Lernprozess, der auch Spaß machen soll. Wobei „die Wirkung so wichtig ist wie die Handlung“. Konkret heißt das: Kinder, die zum Ziegenmichel kommen, lernen Färbergarten, Feuchtbiotop, Zusammenleben von Mensch und Tier, die Bedeutung von Bewegung und biologischem Anbau kennen. Sie erfahren, wie man Energie sparen kann, wie man einen Biogemüsegarten anlegt, erntet, Speisen zubereitet – und noch so vieles mehr.