Gelsenkirchen. . Das Unternehmen will 150 Mitarbeiter entlassen. Die Belegschaft will bis mindestens zum nächsten Verhandlungstermin Mahnwache halten. Strukturelle Gründe für die Entlassungen lassen sie nicht gelten.
„Keine Entlassungen! Arbeit für Schalke!“, steht auf dem Banner am Firmenzaun. Weil im Schalker Werk von TRW Automotive 150 Arbeitsplätze bedroht sind (wir berichteten), halten die Angestellten eine Mahnwache vor den Betriebstoren. „So lange, bis die Gespräche in eine andere Richtung gehen“, sagt Ugur Coskun, Betriebsratsvorsitzender. Die nächsten Unterhaltungen sind für den 26. November geplant.
Die IG Metall gibt sich ebenfalls gewohnt kämpferisch: „Wir werden das nicht widerstandslos hinnehmen“, sagt vor Ort an der Freiligrathstraße in Schalke-Nord Robert Sadowsky, der 1. Bevollmächtigte der Gewerkschaft. Auch Vertreter der SPD-Fraktion sind beim mittäglichen Schichtwechsel zugegen. Mit der Mahnwache habe man am Mittwoch begonnen, so Coskun. Bis mindestens 26. November werden die TRW-Mitarbeiter von 5 bis 6 Uhr und von 13 bis 15 Uhr auf ihre Situation aufmerksam machen.
64 Entlassungen im September
Ein Bauwagen ist die Zentrale der Mahnwache, das brennende Ölfass wärmt die Kollegen und hat Symbolcharakter. Coskun: „Der Arbeitgeber hat uns am 22. Oktober mitgeteilt, dass er aus Restrukturierungsgründen 150 Mitarbeiter kündigen muss. Dabei sind zum 30. September schon 64 befristete Arbeitnehmer – frühere Leiharbeiter – entlassen worden.“ Gute Facharbeiter seien das gewesen, die dem Unternehmen auch in der Zukunft viel gebracht hätten.
Nun stehen also 150 von aktuell 690 Arbeitsplätzen auf dem Spiel. „Wir respektieren, was Belegschaft und Gewerkschaft gesagt haben“, erklärt TRW-Werkleiter Dr. Ingo Thiem. Man sehe aber keine Alternative: „Das ist kein konjunkturelles Problem, dem mit Kurzarbeit begegnet werden könnte, sondern ein strukturelles Problem.“ Als Gründe gibt Thiem ausgelaufene Aufträge, z.B. für den Ford Cougar oder für den 1er-BMW an. „Das sind keine Dinge, die uns überraschend treffen. Wir müssen die verbleibenden 500 Arbeitsplätze langfristig sichern und den Standort für die Zukunft aufstellen.“ Um das zu gewährleisten, so Thiem, müssten 150 Arbeitnehmer gehen.
„Das Werk macht gute Gewinne“
„Das Werk macht gute Gewinne“, sagt hingegen Robert Sadowsky. „Und die Lohnkosten sind vergleichsweise gering.“ Zudem habe ein Gutachter herausgefunden, dass 150 Entlassungen nicht zu begründen sind, vor allem nicht mit Struktur-Argumenten. Ugur Coskun ist enttäuscht: „Unser Know-how wird für schwierige Fälle genutzt. Wir wollen von uns entwickelte Produkte auch hier fertigen!" Zuletzt habe man etwa eine Elektrolenkung entwickelt, den größten Teil der Produktion dann aber ausgelagert. Besonders bitter: Von 2004 bis Ende 2011 hat die Belegschaft das TRW-Werk mit Kurzarbeit saniert.