Gelsenkirchen. In Schalke stehen 150 von aktuell 690 Stellen auf dem Spiel. Die Geschäftsführung strebt bei TRW Automotive Verhandlungen über einen Sozialplan an. Für die IG Metall ist der Zeitpunkt verfrüht. Sie will Alternativen ausloten und die „Mannschaft an Bord halten“.
2009 gab es bei TRW flammende Aktionen gegen andauernde Lohneinschnitte, 2011 protestierte die Belegschaft gegen die Ausweitung der Leiharbeit. Nun zittert die Stammbelegschaft um ihre Jobs. Dem Schalker Werk des Automobilzulieferers drohen massive Einschnitte. TRW Automotive informierte Montag Belegschaftsvertreter über mögliche „Restrukturierungsmaßnahmen“, die im Kern bis zu 150 Arbeitsplätze kosten könnten. Die Nachricht traf die Gewerkschaft IG Metall um 12.30 Uhr unvorbereitet.
„Solche Maßnahmen sind für uns überhaupt nicht nachvollziehbar. Wir sagen, das ist ein hervorragendes Werk, in dem Gewinne gemacht wurden. 2011 lag die Produktionsleistung bei über 130 Prozent. Das wurde mit Mehrarbeit und Leiharbeit bewerkstelligt. Auch wenn die Auftragslage sich verschlechtert hat, bleiben jede Menge Instrumente, um dieser Entwicklung zu begegnen und die Mannschaft an Bord zu halten“ glaubt Robert Sadowsky, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall.
60 Zeitverträge nicht verlängert
Aktuell 690 Mitarbeiter hat das Werk an der Freiligrathstraße. Zum 1. Oktober wurden bereits die Zeitverträge von „rund 60 Kollegen, die als Leiharbeiter hier waren, nicht verlängert“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Ugur Coskun. Im Werk werden Lenksysteme für Autohersteller wie Ford, General Motors oder Peugeot und Citroen produziert. Der Absatzeinbruch vor allem auf dem südeuropäischen Markt macht sich hier bemerkbar.
„Wir arbeiten seit Längerem daran, die Wettbewerbssituation des Werks Schalke zu verbessern. Leider waren die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichend, und wir haben mit einem Beratungsprozess begonnen, da möglicherweise 150 Arbeitsplätze von einem Stellenabbau betroffen sein werden“, erklärt Werkleiter Dr. Ingo Thiem. Die erneute Überprüfung der Langfrist-Planung habe weiteren Handlungsbedarf ergeben.
Thiem geht von einem strukturellen Problem aus, „das wir lösen müssen. Tatsache ist, dass unsere Produktion im Vergleich zu 2012 um rund 25 Prozent sinken wird.“ TRW will Beratungen über einen Sozialplan einleiten. Für Gewerkschaft und Betriebsrat ist der Zeitpunkt zu früh. Sadowsky. „Uns geht es zunächst darum, Alternativen zu entwickeln und Entlassungen zu vermeiden.“