Gelsenkirchen.

Eines war schon bei der Anfahrt zum Musiktheater klar: Der zieht Leute. Konkret war der niemand anderes als Blues-Legende Johnny Winter, der Gelsenkirchen am Montag auf seiner „Roots-Tour“ besuchte. Die Erwartungen im ausverkauften Großen Haus waren riesig. „Johnny, Johnny“- Rufe waren schon beim Auftritt von Einheizer Thomas Blug laut zu hören.

Hölzern an der Gitarre

Als es um 21 Uhr losging, blieb der aufgestellte Thron für Winter vorerst leer. Die Musiker spielten sich ein paar Minuten warm. Dabei brannte Gitarrist Paul Nelson ein Feuerwerk all seiner Gitarrentricks ab, um für den Rest des Abends in den Hintergrund zu treten, als Johnny Winter unter lautem Beifall die Bühne betrat. Halb gebückt spielte er vor seinem Platz ein paar Akkorde im Stehen, um sich danach zu setzen und das Konzert mit dem Rock’n’Roll-Klassiker „Johnny B. Goode“ zu eröffnen.

Von seinem aktuellen Album „Roots“ präsentierte er u.a. die Bluesnummer „Got my Mojo Workin‘“ oder „Dust my Broom“. Gut klang die Band um den Altmeister beim langsamen Dreivierteltakt-Blues „Black Jack“. Daneben hielt das Set auch einige Rocknummern bereit. Allen voran „Jumpin‘ Jack Flash“ von den Rolling Stones, das leider in einer ermüdenden zehnminütigen Version daherkam.

Während des 90-minütigen Auftritts wirkte Winter bei den ersten Stücken nicht ganz frisch und etwas hölzern an der Gitarre. Gleich zum Auftakt vermasselte er zahlreiche Läufe. Dies legte sich nach einiger Zeit, jedoch blieben seine Soli oft eintönig und unsauber. Sein Kompagnon an der zweiten Gitarre spielte den Konzertabend für sich alleine. Sein Instrument war so schlecht abgemischt, dass kaum eine Note das Publikum im Saal hörbar erreichte. Schlagzeuger Vito Liuzzi hatte diese Probleme nicht. Kraftvoll und gut hörbar gab er den Takt vor und hielt die Band zusammen, wenn ihr Lead-Gitarrist mal wieder gegen jede Melodie oder Rhythmik spielte.

Erwartungen nicht erfüllt

So wollte der Funke nicht recht überspringen. Hinzu kam, dass Winters Gesang breiig und undefiniert zwischen den Instrumenten völlig unterging. Insgesamt gab sich der 68-Jährige aus den Staaten schweigsam und emotionslos. Kurze, kaum verständliche Ansagen waren die einzige Kontaktaufnahme zum vor ihm liegenden Saal.

Es verwunderte daher nicht, dass zahlreiche Besucher schon vor der Zugabe ihre Plätze verließen. Zurückgehalten wurden sie nur von Johnny Winters Roady, der wie zufällig Anfeuerungsrufe ins Mikro brüllte. Die Zugabe unterschied sich nur durch Winters Gitarrenwechsel vom Rest des Konzerts. Die eingangs hohen Erwartungen wurden insgesamt nicht erfüllt.