Gelsenkirchen. . Es ist eine vertrackte Geschichte, die Mozart einst in Noten verpackte. „Die Hochzeit des Figaro“ wird in de neuen Gelsenkirchener Inszenierung in gut drei Stunden erzählt. Lang werden die vermutlich nicht. Eher unterhaltsam.
Beim Premierenfieber benötigte sie noch 17 Minuten, beim Musikbrunch immerhin noch satte zehn: Dramaturgin Anna Melcher versuchte in diesem Zeitrahmen, dem Publikum zumindest eine annähernde Inhaltsangabe der nächsten Premiere im Musiktheater im Revier zu vermitteln. Und machte damit deutlich: Die Personenkonstellationen in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ (Die Hochzeit des Figaro) sind in der Tat verwirrend.
Damit garantiert komisch: Wer sehen und hören möchte, wie dieses wilde Knäul aus Intrigen und Verwechslungen auf der Bühne wieder entwirrt wird: Premiere des Figaro wird am Samstag, 17. November, um 19.30 Uhr im Großen Haus am Kennedyplatz gefeiert. Und zwar als große Ensembleleistung: Alle Rollen übernehmen Mitglieder des Musiktheaters selbst.
Regie führt Peter Hailer
Regie führt ein gern gesehener Gast: Peter Hailer, verantwortlich für Erfolgsproduktionen wie „My fair Lady“, „Anatevka“ oder zuletzt „Das weiße Rössl“, bringt nun große Oper auf die Bühne.
Peter Hailer ist überzeugt, dass dieses 1786 uraufgeführte Werk zwar ein Kind seiner Zeit sei, „aber jeder Generation etwas zu erzählen hat“: „Wir haben heute keine Ständegesellschaft mehr wie im Figaro, aber verschiedene Klassen und Hierarchien gibt es noch auf der ganzen Welt.“ Hailer, der schon die „Zauberflöte“ inszenierte, aber noch keinen „Figaro“, wird das Spiel nicht brutal aktualisieren, sondern in eine Art zeitlose Theaterzeit versetzen: „Es geht um das, was alle Generationen kennen, nämlich um die Liebe.“
Ein Geflecht aus Intrigen
Und darum dreht sich, in Stichworten, die „Hochzeit des Figaro“: Im Schloss des Grafen Almavira herrscht Hochzeitsfieber. Figaro, der Diener des Grafen, will die Zofe Susanna heiraten. Auf die hat allerdings auch der Graf selbst eine Auge geworfen. Was der Gattin wiederum ein Dorn im Auge ist. Darum versucht sie, den Graf mit dem Pagen Cherubino eifersüchtig zu machen. Welche Verwechslungen damit ausgelöst werden, das wird das Publikum auf der Bühne erleben. Das Schöne daran, so Dramaturgin Anna Melcher: „Der Zuschauer teilt die Verwirrung der Figuren, durchblickt das Geschehen am Ende aber leicht, weil er immer ein wenig mehr weiß als die Akteure. Das macht den Spaß und die Spannung aus.“
Gesungen wird in italienischer Sprache mit deutscher Übertitelung. Am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen steht der finnische 1. Kapellmeister Valtteri Rauhalammi. Er dirigiert nicht nur, sondern begleitet das Treiben auch am Hammerklavier.
Apropos Zeit: Das Stück, das rund 16 Stunden buntes Treiben im Schloss ausleuchtet, benötigt auf der Bühne rund dreieinviertel prallvolle Stunden.
Gelungene Vorgeschmack beim Brunch
Wenn der Tenor dem Publikum stimmgewaltig ins Rührei singt und der Pianist zum Marmeladenbrötchen Mozart intoniert, dann ist im Foyer des Musiktheaters im Revier Brunch angesagt. Wie am Sonntag, als das Haus am Kennedyplatz wieder zum Frühstück im Schatten der blauen Yves Klein-Wände eingeladen hatte.
Die informative Runde vor voll besetzten Tischen und prallem Buffet schwelgte in schönsten Mozart-Melodien. Zum Braten auf der Gabel gab’s von Dramaturgin Anna Melcher als kundiger Moderatorin alles Wissenswerte über Inhalt und Konzept der Oper „Die Hochzeit des Figaro“. Zu kulinarischen Kostproben des neuen Awo-Caterers servierten Kapellmeister Valteri Rauhalammi am Klavier und zehn Solisten des MiR musikalische Häppchen aus dem Mozart-Stoff. Kostümbildnerin Uta Meenen erlaubte einen Blick hinter die Kulissen und stellte Zeichnungen ihrer Kostüme aus. Eine gelungene, unterhaltsame Einführung in die nächste Premiere.