Gelsenkirchen.

Sie gilt als Grande Dame des Akkordeons, als Weltmeisterin an Balg und Tasten. Lydie Auvray (56) begeistert seit 35 Jahren mit modernen, leidenschaftlichen Klängen auf dem Instrument, dem bis heute die altbackenen Klischees von Volksmusik und Schlagerparade anhaften. Die Französin mit Wahlheimat Köln gastiert am 15. November mit ihrem Trio in der Kaue.

Frau Auvray, was hat einst Ihre Liebe zum Akkordeon geweckt?

Früher galt das Akkordeon in Frankreich, wie hier auch, als Instrument der kleinen Leute. Die höheren Töchter lernten Geige oder Klavier. Als sich mein Vater als Karosseriebauer selbstständig machte, wollte er seinen Töchtern ein Hobby ermöglichen. Ich ging zum Ballett, aber das war sehr elitär. Nach einem halben Jahr hörte ich damit auf und begann wie meine Schwester das Akkordeonspiel.

Mit Erfolg!

Ja, seitdem bin ich beim Akkordeon geblieben und habe inzwischen auch wieder Kontakt zu meiner ersten, sehr guten Lehrerin.

Was macht den besonderen Klang des Instruments aus?

Es ist ein Klang, der die Seele berührt. Ich mag das Spiel mit dem Balg, denn er ist die Seele des Akkordeons. Dieses Instrument kann zahllose Gefühle ausdrücken, nostalgische, traurige, aber auch laute, fröhliche.

Wer heute an Akkordeon denkt, denkt noch immer an Schifferklavier und deftige Volksmusik. Was kann ihr Akkordon?

Ich zeige, was es alles kann jenseits der Vorurteile. Meine Wurzeln liegen im Musette und im Walzer. Ich spiele jazzige Stücke, Karibisches, Weltmusik, auf jeden Fall immer eigene Stücke oder die von meinen Musikern.

Was inspiriert Sie zu Texten und Kompositionen?

Das sind alle Dinge, die mich berühren. Ich habe zum Beispiel im letzten Jahr ein Klagelied über die japanische Atomkatastrophe geschrieben oder in diesen Tagen einen Song über die Zeit, die so schnell verrinnt.

Sie haben unter anderem mit Hannes Wader, Konstantin Wecker, Klaus Hoffmann und sogar mit Senta Berger zusammengearbeitet.

Ja, und ich habe noch zu allen guten Kontakt, bin mit Wader und Hoffmann befreundet, die frage ich auch schon mal nach ihrer Meinung. Senta Berger und Michael Verhoeven hat meine Musik so gut gefallen, dass ich die komplette Filmmusik für die Fernsehserie „Die schnelle Gerdi“ geschrieben hab.

Welche Musik hören Sie?

Ganz unterschiedliche: Klassik, Oper, Salsa. Musik muss ins Herz gehen, dann ist sie auch gut.

Was erwartet das Publikum in der Kaue?

Vom Walzer bis Reggae ist alles dabei. Wir werden auch Songs von der neuen CD „3 Couleurs“ spielen. Die Besucher werden auf jeden Fall mit guter Laune nach Hause gehen.

Das Konzert des Trios um Lydie Auvray beginnt am 15. November um 20 Uhr in der Kaue, Wilhelminenstr. 174.

Zum Trio gehören Lydie Auvray, Akkordeon, Eckes Malz am Klavier und Gitarrist Markus Tiedemann. Das Programm besteht aus eigenen Kompositionen, darunter typische Walzer und Tangos.

Karten: 23,90 Euro, Infos: www.emschertainment.de